Legal Tech Master

Legal Tech studieren – fünf Masterstudiengänge für technikaffine Juristinnen und Juristen

Von Jasmin Kröner

In der klassischen Juristenausbildung spielen Themen wie Künstliche Intelligenz, Legal Tech und Algorithmen noch eine untergeordnete Rolle. Die steigenden Anforderungen an die Digitalkompetenz und das digitale Verständnis von Nachwuchstalenten haben jedoch bereits einige Universitäten dazu veranlasst, neue interdisziplinäre Studiengänge ins Leben zu rufen. Juristinnen und Juristen, die ein Masterstudium an der Schnittstelle zur Informatik ins Auge fassen, können bereits heute zwischen einigen interessanten Angeboten wählen. Wir haben fünf Legal Tech-Masterstudiengänge in diesem Beitrag unter die Lupe genommen.

LL. M. Legal Tech (Universität Regensburg)

Der an der Universität Regensburg angebotene Master Legal Tech hat den Anspruch, den Studierenden einen Überblick im Bereich Legal Tech zu vermitteln, um die Digitalisierung in der Rechtsbranche in all ihren Facetten verstehen zu können. Der LL. M. Legal Tech behandelt daher Themen wie Big Data, Künstliche Intelligenz, Smart Contracts, Chatbots, Alternative und Online Dispute Resolution, rechtliche und technische Einordnung von Algorithmen, Cybercrime, IT- und IP-Recht, Verbraucherschutz, E-Commerce, FinTech, Arbeitsrecht und natürlich Datenschutz.

Neben der Entwicklung eigener Geschäftsmodelle zur Erschließung innovativer juristischer Betätigungsfelder werden durch Programmierübungen in Kleingruppen Kenntnisse in der Entwicklung und Anwendung juristischer Software vermittelt.

Absolvent Alessandro Corominas-Wittmann, der sich auf die Beratung von Kanzleien in der digitalen Mandanten- und Personalgewinnung spezialisiert hat, schätzt vor allem die Verbindung von wissenschaftlich fundiertem Fachwissen mit dem für den beruflichen Alltag entscheidenden Praxisbezug:

Sie werden zwar nicht innerhalb von drei Tagen zum Informatiker oder zur Informatikerin. Dennoch erlangen Sie ein grundlegendes Verständnis auch in diesem Bereich und können sogar ein kleines Programm, wie einen Chatbot selbst „coden“.

Das Studium gliedert sich in neun Module, die hier eingesehen werden können.

Für wen ist der Studiengang geeignet? Studierende müssen das Erste oder Zweite Staatsexamen mit einer Punktzahl von mindestens 5,5 absolviert haben – oder aber die Juristische Prüfung (Gesamtnote von Staats- und Universitätsprüfung). Alternativ kann ein gleichwertiger Abschluss mit einer Regelstudienzeit von mindestens acht Semestern nachgewiesen werden. Außerdem müssen die Studierenden mindestens ein Jahr lang berufspraktische Erfahrung gesammelt haben. Darüber hinaus wird die studiengangsspezifische Eignung in einem Eignungsfeststellungsverfahren nachgewiesen.

Regelstudienzeit: zwei Semester zzgl. Masterarbeit

Kosten: Bei einer Regelstudienzeit von zwei Semestern betragen die Studiengebühren insgesamt 9.980 Euro (zzgl. Semesterbeitrag der Uni Regensburg von ca. 170 Euro pro Semester).

Mehr Informationen zum Studiengang: legaltech-ur.de/ueberblick-llm-legal-tech/

LL. M. Rechtsinformatik (Universität Passau)

Der einjährige Masterstudiengang Rechtsinformatik wird erstmals im Sommersemester 2023 an der Universität Passau angeboten. Durch die Einbindung von Lehrenden aus der juristischen Praxis soll er den Studierenden einen hohen Praxisbezug bieten. Denn neben der Vermittlung der Fachterminologie und der technischen Grundlagen von Softwareentwicklung, IT-Sicherheit und Co. werden auch Kompetenzen in der Beratung von Fällen mit Digitalisierungsbezug vermittelt. Darüber hinaus lernen die Studierenden, Automatisierungsprozesse in juristischen Tätigkeitsfeldern selbst zu initiieren und zu begleiten.

Der Studiengang gliedert sich in drei grundlegende Kompetenzfelder:

Grundlagen

  • Grundlagen der Informatik sowie
  • Wirtschaftsinformatik für Juristinnen und Juristen

Software

  • IT-Vertrags- und Softwarerecht
  • Softwareentwicklung, Benutzeroberflächen und IT-Sicherheit für Juristinnen und Juristen

Daten

  • Daten- und Datenschutzrecht
  • Information Retrieval und Natural Language Processing
  • Datenbanken für Juristinnen und Juristen

Für wen ist der Studiengang geeignet? Der Studiengang eignet sich für Personen, die sich beispielsweise eine Tätigkeit als Legal Engineer vorstellen können. Aber auch darüber hinaus ist der LL. M. eine nützliche und gefragte Zusatzqualifikation in anderen Bereichen. Mathematische oder technische Kenntnisse sowie Berufserfahrung sind für den Masterstudiengang nicht erforderlich. Voraussetzung ist ein juristisches Studium (Staatsexamen oder Bachelor).

Regelstudienzeit: zwei Semester

Kosten: Für das Studium werden keine zusätzlichen Gebühren fällig. Fällig wird nur der allgemeine Semesterbeitrag in Höhe von aktuell 87 Euro für das Studentenwerk und das Semesterticket für Busse in Passau.

Mehr Informationen zum Studiengang: uni-passau.de/rechtsinformatik

Wenig Zeit für Digitalisierung?

Einmal im Monat erhalten Sie in unserem Newsletter Legal Tech-News, Praxistipps für die Digitalisierung und Tooltipps direkt in ihre Inbox. 

LL. M. Digitalization and Law (Julius-Maximilians-Universität Würzburg)

Seit dem Wintersemester 2022/2023 bietet die Juristische Fakultät der Uni Würzburg den neuen berufsbegleitenden Masterstudiengang Digitalization and Law an. Dieser soll dort ansetzen, wo die allgemeine juristische Ausbildung in Bezug auf den technischen Fortschritt an ihre Grenzen stößt: Er vermittelt rechtsübergreifende Kenntnisse in den Bereichen IT-Recht, Legal Tech, Künstliche Intelligenz, Informatik und Datenschutzrecht. Ein hoher Praxisbezug soll dadurch gewährleistet werden, dass nicht nur Professorinnen und Professoren, sondern auch erfahrene Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte die Lehrveranstaltungen durchführen. Wer den Masterstudiengang absolviert, erwirbt übrigens zwei Titel auf einmal: den akademischen Grad „Master of Laws“ (LL.M.) sowie eine Bescheinigung über den theoretischen Teil des Fachanwalts für Informationstechnologierecht, § 14k FAO.

Die Lehrveranstaltungen finden in englischer Sprache und in Präsenz (teilweise hybrid) statt.

Zu den Pflichtmodulen gehören u. a. die Fächer Einführung in die Informatik und Maschinenethik. Pflichtmodule sowie Wahlpflichtmodule können hier eingesehen werden.

Für wen ist der Studiengang geeignet? Der Studiengang richtet sich an Absolventinnen und Absolventen juristischer Studiengänge und nicht-juristischer Studiengänge, die juristische Grundkenntnisse vermitteln. Interessierte sollten mindestens ein Jahr lang berufspraktische Erfahrung gesammelt haben. Zudem richtet sich der Studiengang an Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, die den Fachanwalt IT-Recht zur beruflichen Weiterbildung anstreben.

Regelstudienzeit: drei Semester

Kosten: Die Studiengebühren betragen 2.500 Euro pro Semester. Bei einer Regelstudienzeit von drei Semestern fallen somit Studiengebühren in Höhe von insgesamt 7.500 Euro an. Hinzu kommt pro Semester der Semesterbeitrag der Universität Würzburg, der derzeit 146 Euro beträgt.

Mehr Informationen zum Studiengang: jura.uni-wuerzburg.de/ll.m.

LL. M. Informationstechnologie und Recht (Universität des Saarlands)

Der Masterstudiengang Informationstechnologie und Recht der Universität des Saarlandes bietet eine interdisziplinäre Ausbildung an der Schnittstelle von Recht und Informationstechnologie. Da sich der Studiengang an Absolventinnen und Absolventen aller Fachrichtungen richtet, treffen beispielsweise Studierende der Rechtswissenschaften und der Informatik aufeinander und werden von Expertinnen und Experten aus beiden Bereichen unterrichtet.

Seit dem Wintersemester 2020/2021 kann der Studiengang weitgehend online studiert werden. Er kann auch berufsbegleitend studiert werden.

Bei den Pflichtmodulen wird je nach Vorbildung entweder der Bereich „Grundlagen des Rechts" oder der Bereich „Grundlagen der Informatik" gewählt - letzterer richtet sich natürlich an Studierende, die ein juristisches Studium absolviert haben. Darauf folgen vier Wahlpflichtmodule: Hier haben die Studierenden die Qual der Wahl. Eine Übersicht über die Wahlpflichtmodule gibt es hier.

Anna Günzel, die derzeit den Masterstudiengang absolviert, schätzt vor allem den Einblick in die Sichtweise der Berufsgruppe, die künftig zu ihrer Mandantschaft gehören wird:

Um Mandantinnen und Mandanten im IT- und Datenschutzrecht weiterhelfen zu können, muss ich verstehen, wie deren Software funktioniert und welche Ziele sie damit verfolgen. Der Master-Studiengang befähigt mich nicht dazu, die Programme vollends und detailliert zu verstehen, hat mir aber einen Einblick in die Arbeits- und Denkweise von Entwicklern gegeben, was für die rechtliche Beurteilung von Projekten sehr hilfreich ist. Besonders toll fand ich, dass der Studiengang fachübergreifend belegt wurde. So haben Informatikerinnen und Informatiker auch in rechtlichen Veranstaltungen Ihre Sichtweisen und Praxiserfahrungen eingebracht, was einen wertvollen Austausch zwischen den Fachgebieten ermöglicht hat und total spannend war.

Regelstudienzeit: zwei Semester (Vollzeit), auch als Teilzeitstudium ausbildungs- oder berufsbegleitend möglich.

Für wen ist der Studiengang geeignet? Der LL. M.-Studiengang richtet sich an Juristinnen und Juristen sowie an Absolventinnen und Absolventen anderer Fachrichtungen, z. B. der Informatik. Da aus einer Vielzahl von Modulen gewählt werden kann, eignet sich der Studiengang für alle, die an der Schnittstelle zwischen Informatik und Recht arbeiten wollen.

Kosten: Die Studiengebühren betragen 3.750 Euro für ein einjähriges Vollzeitstudium. Bei einem Teilzeitstudium kommt ab dem dritten Semester eine Gebühr von 600 Euro pro Semester hinzu (Details siehe Gebührenordnung). Zusätzlich zu den Studiengebühren ist ein Semesterbeitrag an das Studentensekretariat zu entrichten.

Mehr Informationen zum Studiengang: rechtsinformatik.saarland/de/studium-und-weiterbildung/llm-it-und-recht

LL. M. Technology Law and Innovation (Universität Groningen)

Ab September diesen Jahres bietet die Universität Groningen den Masterstudiengang Technology Law and Innovation an. In dem einjährigen L.L. M.-Programm lernen die Studierenden von führenden Forscherinnen und Forschern auf dem Gebiet des Technologierechts, kreativ zu denken – und z. B. zu erarbeiten, wie das Recht angemessen auf Innovationsprozesse reagieren und als Innovationsförderer wirken kann. Dazu werden Szenarien durchgespielt, in denen das Recht Innovationen derzeit eher behindert. Wer weniger an Programmierübungen interessiert ist, sondern sich ein umfassendes Verständnis des Technologierechts aneignen möchte, für den ist der Studiengang das Richtige. Er richtet sich an Nachwuchskräfte, die sich eine Tätigkeit in der Justiz oder als Entscheider und Entscheiderinnen in Aufsichtsbehörden vorstellen können – oder beispielsweise als Berater und Beraterinnen von Organisationen im Bereich der Technikregulierung.

Die Module können hier eingesehen werden.

Für wen ist der Studiengang geeignet? Der Studiengang richtet sich an Personen, die im Bereich des Technologierechts tätig werden wollen (z. B. in Justiz und Politik oder in der Beratung von nationalen und internationalen Organisationen).

Regelstudienzeit: zwei Semester

Kosten: In den Niederlanden müssen jährlich Studiengebühren in Höhe von 2.168 Euro (Stand: 2022/2023) gezahlt werden. Dies gilt sowohl für Inländer als auch für Studierende aus EU-Ländern. Im ersten Studienjahr werden die Gebühren immer halbiert, so dass Studienanfänger im September 2022 1.084 Euro zahlen mussten.

Mehr Informationen zum Studiengang: www.rug.nl/rechten/education/international-programmes/llm/tli/

Möchten Sie sich auch ohne Master im Bereich Legal Tech weiterbilden? Hier finden Sie eine Übersicht mit Legal Tech-Fortbildungen. 

Bild: Adobe Stock/©BalanceFormCreative
FFI Verlag
Weitere Beiträge

Jasmin Kröner ist beim FFI-Verlag in den Bereichen Produkt-
management und Redaktion tätig.

Nach oben scrollen