Das Münchner Legal-Tech-Startup rfrnz automatisiert die Analyse von Verträgen mithilfe künstlicher Intelligenz. Nun hat das Startup vom High-Tech Gründerfonds, der UnternehmerTUM Inititative for Industrial Innovators und zwei weiteren Investoren ein siebenstelliges Investment für das weitere Wachstum erhalten. legal-tech.de hat CEO Dr. Sven von Alemann gefragt, wie das Investment langfristig dazu führen soll, die anwaltliche Arbeit zu optimieren, und für wen das Tool besonders geeignet ist.
Welches Ziel verfolgen Sie mit rfrnz? Wie nutzen Sie das Investment?
Dr. Sven von Alemann: Unser langfristiges Ziel ist es, eine Basistechnologie zur Vertragsanalyse für Rechtsanwälte in Kanzleien und Rechtsabteilungen zu werden, sodass unser Tool bei jeder Analyse von Verträgen zum Einsatz kommt.
Das Ziel für die Investmentphase ist, die Produktentwicklung, den Markteintritt und das Marktwachstum zu beschleunigen und das Team auszubauen.
Auf welche Ressourcen können Sie jetzt durch das Investment zugreifen?
Dr. Sven von Alemann: Da wir eine Software-Entwicklungsfirma im Bereich Legal sind, soll der größte Teil des Investments für neue, motivierte Mitarbeiter, die rfrnz mit uns weiterentwickeln, genutzt werden. Hinzu kommen natürlich Ausgaben für Marketing, Operations und die IT-Infrastruktur.
Wer ist die Zielgruppe Ihres Tools?
Dr. Sven von Alemann: Wir richten uns an Rechtsanwälte in Rechtsabteilungen und in Kanzleien. Darüber hinaus zeigt sich, dass auch Einkaufsabteilungen eine relevante Zielgruppe sind. Das heißt, wir richten uns allgemein gesprochen an Nutzer, die Verträge verarbeiten. Sei es in der täglichen Arbeit, wo man eine größere Anzahl von Verträgen in kurzer Zeit verarbeiten muss und diesen Prozess automatisieren möchte, oder im Bereich Compliance und bei M&A-Transaktionen, wo man viele Verträge auf einmal verarbeiten muss.
Welche Kanzleien können vor allem von rfrnz profitieren?
Dr. Sven von Alemann: In erster Linie wirtschaftsrechtliche Kanzleien und hier besonders kleine und mittelgroße Kanzleien. Hier fehlen, anders als in Großkanzleien, häufig die Ressourcen, ein eigenes Legal-Tech-Team aufzubauen und eigene Legal-Tech-Lösungen herzustellen. Mithilfe von Technologie können dann auch mittelgroße Kanzleien mit größeren Einheiten konkurrieren.
Wie kann rfrnz die Arbeit von Juristen optimieren?
Dr. Sven von Alemann: In der Vertragsanalyse gibt es verschiedene Schritte. Von der Ermittlung des Inhalts der Verträge über die Identifikation von relevanten Stellen bis zur vertieften Prüfung von einzelnen Risiken. In den ersten Schritten können wir Unterstützung bieten, indem rfrnz relevante Informationen wie Klauseln, Themen oder Einzelinformationen automatisiert extrahiert. Zudem kann das Tool unübliche und potenziell risikoreiche oder auch fehlende Klauseln identifizieren. Der Anwalt bzw. die Anwältin spart also viel Zeit bei Routineaufgaben und kann dann auf dieser Grundlage in die komplexere Arbeit einsteigen.
Wann wird das fertige Tool auf dem Markt erhältlich sein?
Dr. Sven von Alemann: Die Technologie ist bereits fertig und wird auch schon eingesetzt. In den nächsten Wochen soll dann unser erstes Standardprodukt veröffentlicht werden, das für jeden erhältlich ist.
Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. von Alemann!
Das Interview führte Nadia Neuendorf.
Foto: © Stefan Löber
Dr. Sven von Alemann ist Rechtsanwalt und Mitgründer des Legal-Tech-Unternehmens rfrnz. Das Team um CEO Dr. Sven von Alemann, CTO Moritz Biersack und Chief Scientist Dr. Adriaan Schakel hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten und verfolgt das Ziel, die Vertragsanalyse mithilfe von KI zu optimieren.