prompts

Zehn Tipps für bessere Prompts

So optimieren Sie den Chatbot-Einsatz in Ihrer Kanzlei

KI ist in aller Munde – einige haben Chatbots vielleicht bisher „nur“ ausprobiert, andere arbeiten (mehr oder weniger) regelmäßig mit einem. Wer sich noch nicht tiefergehend mit Chatbots beschäftigt hat, ist sicherlich schon das eine oder andere Mal über die Antwort enttäuscht gewesen. Oder hat sich wegen nicht zufriedenstellender Resultate möglicherweise nicht weiter damit befasst. Qualitativ minderwertige Ergebnisse müssen aber nicht die Regel sein: Das Geheimnis eines erfolgreichen Outputs sind gute „Prompts“.

Was ist überhaupt ein Prompt? Kurz definiert ist der Prompt der Kommunikationsschlüssel des Benutzers zum „Öffnen“ des Chatbots und damit die Anweisung, was Aufgabe des Chatbots sein soll. Inhalt und Struktur eines Prompts sind dabei entscheidend für das zu generierende Ergebnis. Wir möchten Ihnen mit diesem Beitrag zehn Tipps an die Hand geben, die Ihnen bessere Prompts und somit auch bessere Ergebnisse für Ihre tägliche Kanzleiarbeit ermöglichen:

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1. Eindeutigkeit und Präzision

Ein Prompt muss eindeutig und präzise sein, um gute Inhalte bzw. gute Ergebnisse zu generieren. Der Chatbot muss möglichst genau wissen, worum es geht, um die zutreffenden Resultate liefern zu können. Doppel- bzw. mehrdeutige Fragen oder Aufgaben sind da wenig hilfreich. Möchten Sie beispielsweise Infos oder Auskünfte zur Kinderbuchreihe „Sonnenschein“ erhalten, dann weisen Sie in Ihrem Prompt darauf hin, dass es um die Kinderbuchreihe geht. Damit schließen Sie aus, dass Sie Antworten rund um eine bestimmte Wettersituation erhalten. Generalisierungen sollten ebenfalls vermieden werden: Die Aufforderung, eine Erläuterung darüber abzugeben, „welche formalen Anforderungen und rechtlichen Konsequenzen bei der Abgabe von Willenserklärungen per E-Mail zu beachten sind", ist zielführender als die Frage: „Wann können Willenserklärungen per E-Mail versendet werden?".

2. Keine Umgangssprache / saubere Grammatik / Respekt

Chatbots verstehen zwar Umgangssprache und Dialekte, klare und deutliche Formulierungen sind jedoch weitaus effektiver. Das liegt daran, dass „sauber“ formulierte Eingaben weniger Interpretationsspielraum lassen und damit zu genaueren Antworten führen können. Die Verwendung von korrekter Grammatik und Rechtschreibung hilft ebenfalls bei der Generierung besserer Antworten, da Chatbots darauf programmiert sind, Sprache auf Basis von Textmustern zu analysieren. Fehlerhafte Eingaben können zu Missverständnissen führen und die Fähigkeit des Chatbots beeinträchtigen, angemessene Antworten zu generieren. Bleiben Sie zudem höflich sowie respektvoll und beachten Sie ethische Grundsätze, um Konflikte zu vermeiden.

3. Trennung von Anweisungen und Inhalten

Anweisungen, „Befehle“ oder Aufgaben sollten von den Inhalten, die zur Individualisierung der Antwort notwendig sind, erkennbar getrennt werden. Das kann z. B. durch Stellung der Aufgabe „unter Berücksichtigung nachfolgender Stichpunkte“ passieren. Eine gängige und sinnvolle Methode zur Trennung der Anweisung von Inhalten ist die Verwendung von drei Rauten/Hashtags (###). Anhand dieser gelingt es dem Chatbot, Anweisungen zu identifizieren und entsprechend zu reagieren. Zwar ist das Setzen des Sachverhalts bzw. des Inhalts in Anführungszeichen auch eine Methode, um Anweisungen zu kennzeichnen – das kann jedoch unter Umständen unglücklich sein, da Anführungszeichen in natürlicher Sprache auch für andere Zwecke (Zitat, direkte Anrede) verwendet werden können, was zu Verwirrungen führen kann.

4. Aufbau der Antworten

Chatbots können den Aufbau der Antworten ebenfalls nach den Vorgaben im Prompt berücksichtigen. Hierzu gehört z. B. neben der Zusammenfassung die Erstellung einer Gliederung oder einer Folienaufteilung für eine Präsentation, einer nummerierten Liste, einer Tabelle (die man dann kopieren und unproblematisch in Excel einfügen kann), Schritt-für-Schritt-Anleitungen, sogar Interview-Leitfaden oder Video-Skripte. Die Möglichkeiten sind vielfältig, die Grenzen nicht wirklich bekannt. Hier gilt: Probieren geht über Studieren!

Effizienter mit ChatGPT

Mehr zum Thema ChatGPT in unserer Fachinfo-Broschüre:

„Effizienter arbeiten mit ChatGPT“

5. Länge der Prompts

Und was sollte man noch wissen? Ein paar gut gewählte und passende Stichworte/Keywords bringen mehr, als eine poetische Umschreibung. Das bedeutet nicht zugleich, dass man auf lange Fragen bzw. Anweisungen mit großen Inhalten verzichten muss: Chatbots kommen in der Regel mit langen Eingaben klar, solange sie eindeutig und gut strukturiert sind. Überladene Anfragen, die den „roten“ Faden im Kontext und somit das Ziel aus den Augen verlieren, können den Chatbot jedoch überfordern.

6. Blickwinkelveränderung

Chatbots sind in der Lage, sich in „verschiedene Personen“ hineinzuversetzen, so dass eine Blickwinkelveränderung vorgenommen werden kann, was oft hilfreich sein kann: So können Sie den Chatbot z. B. bitten:

  • „Denke wie ein Rechtsanwalt und …“
  • „Denke wie ein Marketingfachmann und …“
  •  „Denke wie ein Personaler und …“
  • „Bitte erläutere das Thema XY aus Sicht einer/eines …“
  • „Versetze Dich in eine Person (z. B. aus dem vorherigen Jahrhundert) und gib aus dieser Position heraus die Antwort“
  • „Erläutere es mir so, als wenn Du es einem Schulkind erklären möchtest“

usw.

7. Follow-up-Fragen nutzen

Denken Sie immer daran, dass Sie mit einem Chatbot arbeiten. Er kann sich an den Verlauf des aktuellen Gesprächs erinnern und die vorherigen Eingaben und Ergebnisse aufgreifen.

„Bohren“ Sie also nach, z. B. mit:

  • „Habe ich richtig verstanden, dass …“
  • „Kannst Du das in Bezug auf … näher erläutern“
  • „Bitte gehe mehr ins Detail …“
  • „Bitte passe folgende Punkte an und formuliere neu …“
  • „Bitte verleihe dem Ausdruck mehr Nachdruck“
  • „Bitte ändere den Ausdrucksstil in sarkastisch“

usw.

8. Faktencheck

Da Chatbots auch hin und wieder „halluzinieren“, also Angaben als „Fakten“ präsentieren, die keine sind (lesen Sie hier mehr zu „erfundenen Urteilen“), ist es stets erforderlich, die generierten Ergebnisse einem Faktencheck zu unterziehen. Das ist gerade bei rechtlichen Recherchen gut möglich, indem in den Prompt die Aufforderung mit aufgenommen wird, „die Antwort durch Zitierung der einschlägigen Gesetzesvorschriften und (deutschen) Literaturquellen zu belegen.“ Anhand der dann mitgelieferten Gesetzes- oder Literaturquellen, aber auch Verweisen, ist eine Überprüfung des Inhalts dann oft relativ einfach möglich.

9. Unzufrieden mit dem Ergebnis?

Es kommt vor, dass man ein unzureichendes Ergebnis erhält, möglicherweise geht die Antwort in eine ganz andere Richtung. Das passiert häufig in der Phase, in der man sich mit Chatbots vertraut macht. Denn das Prompten muss man üben.

Ein gutes Learning – und vor allen Dingen unterschiedliche Ergebnisse – kann man erzielen, wenn man den Prompt immer wieder leicht abändert oder optimiert und in die Eingabeaufforderung des Chatbots kopiert. Schon kleine Veränderungen der Anweisung können große Verbesserungen im Ergebnis bringen. Darüber hinaus ist es bei ChatGPT auch möglich, durch Drücken des Buttons „regenerate response“ die Antwort neu generieren zu lassen.

Anmerkung:

Bei ChatGPT Plus – also in der Bezahlversion – kann man sich den Prompt Engineering Generator aktivieren: Dieser stellt optimierte Prompts zur Verfügung. Die Qualität der überarbeiteten Prompts ist recht hoch und auch eigene Prompts können verbessert werden

➔ ChatGPT Prompt Engineering Generator

Im Übrigen bietet es sich auch an, verschiedene Chatbots mit ein und demselben Prompt zu „füttern“ und die Ergebnisse abzugleichen.

10. Prompts in Word erstellen

Der Prompt wird in den Chatbot eingegeben, die Antwort generiert und in eine Datei hineinkopiert, der Chat (ohne Verlauf) geschlossen. Da kommt die Idee auf, diesen Prompt doch nochmals an einen anderen Chatbot zu richten. Oder den Prompt leicht abgeändert erneut zur Beantwortung einzustellen. Der Prompt ist jedoch weg, insbesondere auch nicht mehr in der Zwischenablage zu finden. Das ist natürlich ärgerlich, aber erfahrungsgemäß ein sich immer wiederholendes Szenario. Da es für gute Ergebnisse ohnehin unerlässlich ist, sich mit dem Prompt zu beschäftigen, kann die Empfehlung nur lauten: Erstellen Sie Ihre Prompts direkt in einer Word-Datei und kopieren Sie Ihre Anfrage/Anweisung aus Word heraus in den Chatbot. Sie verlieren ihn nicht für etwaige „Gegenprüfungen“ bei anderen Chatbots und haben auch die Option, hier die Prompts leicht abzuändern und „wiederzuverwenden“.

Wenn Sie die vorstehenden zehn Tipps beachten, können Sie Ihre eigenen Fähigkeiten im Umgang mit Künstlicher Intelligenz weiterentwickeln und damit die Effektivität Ihres Umgangs mit Chatbots in der Kanzlei steigern. Viel Erfolg!

ChatGPT für Refas
Bild: Adobe Stock/©AF DigitalArtStudio
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Carmen Wolf ist gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte mit Weiterbildung zur Rechtswirtin und zur Kanzleimanagerin, Ausbilderin für Rechtsanwaltsfachangestellte sowie Büroleiterin der Koblenzer Rechtsanwaltskanzlei FROMM. Dort ist sie mit allen Bereichen der Kanzleipraxis betraut. Sie hat mehrere Fachbücher,  verfasst und ist Herausgeberin des „Infobriefs anwaltbüro“. Sie schreibt Beiträge für eine Webseite für Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte und publiziert in Fachzeitschriften.

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