Chatbot

Warum Legal Chatbots die Kommunikation mit Rechtsanwälten grundlegend verändern werden

Von Patrick Prior

In der IT-Welt steht es bereits fest: Chatbots sind nach Apps das nächste große „Ding“ und werden unsere Art mit Computern und Smartphones zu kommunizieren völlig verändern. Bei Chatbots handelt es sich um Programme, die mit einem Nutzer innerhalb einer Chat-Umgebung (wie zum Beispiel im Facebook Messenger) automatisiert schreiben können und so jederzeit eine Kommunikationsmöglichkeit zwischen Nutzern und Firmen bieten. In diesem Artikel erfahren Sie, was Legal Chatbots sind und warum sie die Kommunikation zwischen Klienten und Kanzleien revolutionieren werden.

Legal Chatbots Anfänge bis heute

Angefangen hat alles im Jahr 2014 mit dem ersten Legal Chatbot, der von einem 19-jährigen Engländer programmiert wurde, nachdem er 30 Strafzettel wegen Falschparkens bekommen hatte. Er entwickelte daraufhin eine Software, die nach Abfrage diverser Daten automatisch Einspruch gegen Strafzettel für Falschparker bei der Behörde einlegt. Innerhalb von 21 Monaten konnte sein Chatbot so 160.000 Strafzettel in Höhe von insgesamt ca. vier Millionen Euro Bußgeldern abwenden. Die Erfolgsrate des Programms lag damit bei unglaublichen 64 Prozent und das ohne die Hilfe eines Rechtsanwalts. Später wurde dieser „DoNotPay“ genannte Chatbot in England und den USA auf rechtliche Felder wie Flugausfallerstattung und Einreichung von Formularen für Flüchtlinge erweitert.

Mittlerweile gibt es auch einige Kanzleien in den USA und Deutschland, die bereits Chatbots verwenden. Meist handelt es sich dabei aber eher um simpel gestaltete Programme, die innerhalb eines oder mehrerer der großen Messenger-Plattformen (wie z.B. Facebook Messenger, WhatsApp oder Telegram) Daten zu speziellen rechtlichen Themen vom Nutzer erfragen oder sehr einfach gestaltete Antworten auf rechtliche Fragen geben. Fachleute vergleichen den Stand der Entwicklung von Chatbots aktuell mit der Entwicklung von Webseiten im Jahr 1996. Übersehen wird manchmal in der Diskussion um Chatbots, dass auch sprachgesteuerte Software wie Siri von Apple, Alexa von Amazon oder Watson von IBM im Grunde nichts anderes sind als Chatbots. Dies zeigt, welches Potenzial hier in den nächsten Jahren im Legal-Bereich noch zu erwarten ist.

Wozu eignen sich Legal Chatbots?

Legal Chatbots eignen sich zur automatisierten Beantwortung kurzer Fragen mit kurzen Antworten (die Darstellung von langen Texten ist im Chatbereich nicht praktikabel), zur Abfrage von diversen Daten des Nutzers (z.B. persönliche Daten, aber auch einfach gehaltene Angaben zum Fall), zur Freigabe und zum Upload von Dokumenten und zur Veranschaulichung von weiteren Informationen über das juristische Unternehmen oder die Kanzlei, auch unter Verwendung von  Foto- oder Videoinhalten.

Was sind die Vorteile von Legal Chatbots?

Legal Chatbots haben gegenüber der bisherigen Kommunikation mit Anwälten über Telefon oder E-Mails und Post folgende Vorteile:

  • 24-stündige Erreichbarkeit und direkte Antwort innerhalb von Sekunden
  • Erste einfache Antworten können dem Klienten bereits automatisiert im Chat gegeben werden
  • Erste Anfragen des Klienten werden direkt zur weiteren Bearbeitung aufgenommen
  • Der Mandant erspart sich Zeit, da keine Telefonschleife oder langes Warten auf Antworten per E-Mail mehr nötig sind
  • Ebenfalls Zeitersparnis für den Rechtsanwalt, da der Fall schon in Eckpunkten „auf dem Schreibtisch“ liegt inkl. eventuell hochgeladener Dokumente
  • Der Chatbot ist ideal für die schnelle, mobile Nutzung unterwegs
  • Auch die Hemmschwelle eines Mandanten einen Anwalt überhaupt zu konsultieren ist deutlich niedriger, speziell bei Kostentransparenz innerhalb der Kommunikation im Chatbot

Anbieter von Legal Chatbots für Kanzleien

Der erste Anbieter von Legal Chatbots im deutschsprachigen Raum ist die Berliner Firma Advobot. Advobot bietet die Erstellung von Chatbots, speziell für kleine und mittelständische Kanzleien, angepasst an jedes Rechtsgebiet und an die individuellen Bedürfnisse der Kanzlei.

Fazit und Zukunftsaussichten

Legal Chatbots werden den Rechtsberatungsmarkt in den nächsten Jahren immer mehr erobern. Kanzleien, speziell im BtC-Bereich, werden sich bei Anfragen durch Mandanten viel leichter tun als Kanzleien, die noch alleine auf ein Telefon-Sekretariat oder auf E-Mails setzen. Legal Chatbots werden dabei den gesamten Teil der Erstkommunikation mit Klienten übernehmen und richten sich speziell an die Bedürfnisse der neuen Generation, die nicht mehr telefonieren möchte, sondern direkt ihr Problem mobil per Smartphone an einen Anwalt weitergeben will. Auch wirtschaftlich wird sich der Einsatz von speziellen Legal Chatbots für Rechtsanwälte lohnen, weil dadurch wertvolle Arbeitszeit eingespart werden kann.

Dabei sind die Legal Chatbots der Zukunft nicht mit den jetzigen Chatbots zu vergleichen. Ein besseres Verständnis der Bedürfnisse des Klienten (Stichwort: „künstliche Intelligenz“ und „Machine Learning“), intelligente Antworten und die Einführung von Spracherkennung und Sprachausgabe lassen den Nutzer immer mehr vergessen, dass er nur mit einem Roboter redet. Kurzum bieten Legal Chatbots in Zukunft eines der besten neuen Marketingtools für Kanzleien zur Mandantengewinnung.

Foto: Fotolia/zapp2photo
Patrick Prior
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Patrick Prior ist Jurist, Legal Tech-Experte und Inhaber der Legal Tech Software- und Beratungsfirma Advotisement®. Außerdem betreibt er das Legal Tech-Verzeichnis.

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