Online Marketing Kanzlei

Wie können Kanzleien durch Online-Marketing mehr Mandate akquirieren?

Fünf Schritte zum Erfolg

Von Alessandro Corominas

Wo fange ich an, wenn ich mich online positionieren und über Online-Marketing Mandate akquirieren möchte? Dieser Beitrag zeigt Ihnen, auf welche Schritte und Plattformen Sie nicht verzichten sollten, wenn Sie mit Ihrer Kanzlei erfolgreich online auftreten möchten.

Erster Schritt: Positionierung: Für was stehe ich mit meiner Kanzlei?

Bevor Sie sich dazu entscheiden, wie Ihre Website oder Ihr LinkedIn Profil aussehen soll, müssen Sie sich positionieren. Was meine ich damit?

Es gibt mittlerweile viele Kolleginnen und Kollegen, die schon länger auf dem Markt sind und auch eine gute Onlinepräsenz vorweisen können. Vielleicht fällt Ihnen auch schon eine bestimmte Kanzlei ein, die Sie im Internet in Ihrer Region oder in Ihrem Rechtsgebiet immer ganz vorne sehen. Das ist grundsätzlich ein gutes Zeichen! Denn das bedeutet, dass es auch eine entsprechende Nachfrage in Ihrem Markt gibt – und dass Sie diese Position mit dem richtigen Vorgehen auch erreichen können. Achten Sie bei Ihren „Vorbildern“ darauf, wie viele Rechtsgebiete auf deren Webauftritt zu finden sind. Wahrscheinlich haben sich diese auf wenige, teils miteinander verwandte Rechtsgebiete spezialisiert.

Daher ist es vor allem am Anfang Ihrer Karriere sehr wichtig, dass Sie sich auf ein abgrenzbares Rechtsgebiet fokussieren und hierauf auch in Ihrer Außendarstellung immer wieder Bezug nehmen. Mandanten und Mandantinnen, die ein spezielles Problem (wie eine Kündigung) haben, möchten direkt mit einer Expertin oder einem Experten sprechen und nicht erst mit einem allgemeinen Zivilrechtsanwalt, um bei meinem Beispiel zu bleiben. Wenn Sie Zahnschmerzen haben, dann gehen Sie wahrscheinlich auch nicht erst zum Hausarzt und hoffen, dass er Ihnen ebenfalls helfen kann.

Stellen Sie sich daher zunächst folgende Fragen:

✅ In welchem Rechtsgebiet möchte ich meine Dienstleistung anbieten?

✅ Was grenzt mich von anderen Kanzleien ab?

✅ Für was stehe ich mit meiner Kanzlei?

✅ Was sind meine Werte und Ziele?

✅ Was sind meine Stärken?

✅ Welchen konkreten Nutzen hat meine Rechtsberatung für meine Mandantschaft?

✅ Mit welchen Mandantinnen und Mandanten möchte ich arbeiten?

✅ Wie möchte ich wahrgenommen werden?

Schreiben Sie sich zunächst pro Frage mindestens drei bis fünf Stichpunkte auf. Dann können Sie diese Stichpunkte ausformulieren. Lesen Sie sich diese anschließend laut vor. Wenn Sie beim wiederholten Vorlesen das Gefühl haben, dass Ihre Großeltern ganz genau verstehen, was Sie machen, dann haben Sie Ihre Antworten klar und verständlich formuliert.

Sie mögen vielleicht schmunzeln, aber diese Arbeit ist elementar. Diese Fragen und Antworten werden Sie in den nächsten Jahren und für Ihre Online-Marketing-Aktivitäten immer wieder brauchen. Es kann sein, dass Sie sich über die Jahre weiterentwickeln und Ihr Leistungsangebot oder Ihre Ziele verändern. Dann können Sie einfach Ihr Dokument herausziehen und diese Veränderungen wieder festhalten.

Zweiter Schritt: Ein Google My Business-Profil erstellen

Im besten Fall wissen Sie nun, welche Dienstleistung Sie Ihrer Mandantschaft anbieten möchten. Daher können Sie jetzt damit beginnen, Ihre digitale Sichtbarkeit zu erhöhen.

Im ersten Schritt ist es daher sehr wichtig, dass Sie ein Google My Business-Profil anlegen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie mit Ihrer Kanzlei nur Mandanten und Mandantinnen in Ihrer Nähe oder in ganz Deutschland ansprechen möchten. Das Google My Business-Profil ist sozusagen Ihre digitale Visitenkarte im Netz – Ihre Internetseite hat nämlich eine ganz andere Aufgabe.

Mandanten und Mandantinnen können in Ihrem Profil auf einen Blick die wichtigsten Infos zu Ihrer Kanzlei erfahren:

✅ Name der Kanzlei

✅ Öffnungszeiten

✅ Telefonnummer

✅ Adresse

✅ Kontaktformular

✅ Link zur Website

✅ Beschreibung der Kanzlei

✅ Bilder

✅ Bewertungen

Melden Sie sich daher hier bei Googly My Business an und folgen Sie der Schritt-für-Schritt-Anleitung. Es ist ratsam, die entsprechenden Informationen bereits vorab zu sammeln, um diese dann direkt im Wege der Erstellung des Profils zu hinterlegen. Das gilt vor allem für professionelle Bilder.

Bei den Bewertungen empfiehlt es sich ebenfalls, sich bereits im Vorfeld Gedanken zu machen, wer Ihnen eine Google-Bewertung schreiben könnte. Ich meine natürlich nicht, sich Bewertungen zu kaufen. Selbst wenn Sie am Anfang Ihrer Karriere stehen, haben Sie bereits Berufserfahrung gesammelt und zumindest mit Kolleginnen und Kollegen zusammengearbeitet. Bitten Sie diese eine Bewertung zu Ihrer Person abzugeben. Das hat den Vorteil, dass Sie keine Bewertungen „faken“ müssen und dass potentielle Mandanten und Mandantinnen bereits sehen, dass Sie unter Kolleginnen und Kollegen vernetzt sind.

Dritter Schritt: Die Kanzleiwebsite

Eine Kanzleiwebsite ist im 21. Jahrhundert nicht mehr wegzudenken. Eine Website ist schon lange keine „erweiterte oder digitale Visitenkarte“ mehr. Ihr Online-Auftritt hat nur einen Sinn und Zweck: Mandatsanfragen oder im weiteren Verlauf Ihrer Karriere Bewerbungen zu generieren.

Website selbst erstellen oder Agentur beauftragen?

Zu Beginn stehen Ihnen zwei Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Sie erstellen die Website über einen Anbieter wie Wix.com, Jimdo.de oder squarespace.com.
  • Sie beauftragen eine Agentur.

Wie alles im Leben gibt es hier bei beiden Punkten Vor- und Nachteile. Die oben genannten Anbieter unter 1) bieten immer größere Möglichkeiten, um eine anschauliche und wirkungsvolle Website zu erstellen. Meiner Meinung nach ist das für den Anfang mehr als ausreichend, wenn Sie Budget sparen wollen und Ihre Positionierung klar ausformuliert haben.

Bei der Beauftragung einer Agentur haben Sie den Vorteil sich grundsätzlich um „nichts“ kümmern zu müssen, sondern nur Ihre Wünsche zu kommunizieren. Hier sollten Sie aber ein Investment im mittleren vierstelligen Bereich einkalkulieren. Alle Angebote in einem fünfstelligen Bereich sollten Sie hinterfragen und sich die entsprechenden Leistungspunkte ganz genau ansehen.

Im Weiteren fokussiere ich mich auf 1), auch wenn meine Ausführungen für die Kommunikation mit einer Agentur ebenfalls hilfreich sein können.

Darauf müssen Sie beim Erstellen der Website achten

Das Wichtigste beim Erstellen einer Website sind Ihre Antworten, die Sie sich unter „Positionierung“ aufgeschrieben haben. Googlen Sie zusätzlich nach bereits erfolgreichen Kanzleien und schauen Sie sich die Suchergebnisse nach den Werbeanzeigen an. Das sind Kanzleien, die „organisch“ (ohne bezahlte Werbung) auf die erste Seite von Google gelangt sind, das kann Ihnen eine erste Orientierung verschaffen.

Die höchste Interaktion auf Websites geschieht im ersten Drittel, dem sogenannten Header. Das bedeutet, dass die ersten Sätze und Überschriften für Ihre potentiellen Mandantinnen und Mandanten am entscheidendsten sind. Daher ist es wichtig, dass Sie Ihre Rechtsberatung in kurzen Sätzen und Überschriften kommunizieren können. Es bietet sich an, eine Überschrift wie „Ihr zuverlässiger Partner für Arbeitsrecht in München“ zu wählen. Noch spezifischer wäre eine Ansprache mit einer Überschrift wie „Sie wurden gekündigt? Dann rufen Sie mich direkt an, damit ich Ihnen schnellstmöglich helfen kann.“

Achten Sie darauf, dass Sie vor allem im ersten Teil Ihrer Website klare Handlungsempfehlungen kommunizieren, sogenannte „CTA’s“ (= Call To Actions). Hier kommen wir nämlich wieder zum Sinn und Zweck einer Website. Ihre potentiellen Mandantinnen und Mandanten sollen sich entscheiden können, ob Sie der richtige Ansprechpartner für ihr Problem sind oder nicht. Je besser Sie die Probleme Ihrer Mandantschaft auf Ihrer Website kommunizieren können, desto besser fühlen sich diese verstanden und werden sich bei Ihnen melden.

Machen Sie es Ihren Websitebesuchern daneben so leicht wie möglich, mit Ihnen in Kontakt zu treten. Konkret: Implementieren Sie auf jeder Seite ein Kontaktformular und Ihre Telefonnummer. Im besten Fall kann diese durch einen Klick mit dem Smartphone bereits angewählt werden.

Geben Sie den Besuchern und Besucherinnen Ihrer Website direkt ein persönliches Gefühl, in dem Sie ein Bild im ersten Drittel der Website integrieren. Sie sind zunächst das Gesicht Ihrer Kanzlei und das stärkste Argument, sich für Sie zu entscheiden. Dabei gibt es keine Formel für das perfekte Bild. Sie haben sich unter dem Punkt „Positionierung“ bereits notiert, wie Sie wahrgenommen werden wollen – daher sollte Ihnen die Auswahl des Bildes leichtfallen.

Vierter Schritt: Ein LinkedIn-Profil erstellen und nutzen

Sie werden sich bestimmt schon auf der Plattform LinkedIn registriert haben. Falls nicht, ist das Ihre erste Aufgabe, um als Anwalt oder Anwältin in der Online-Marketing-Welt Fuß zu fassen. LinkedIn eignet sich sehr gut, um mit potentiellen neuen Mandantinnen und Mandanten (vor allem im B2B-Bereich), oder auch mit Kollegen und Kolleginnen ins Gespräch zu kommen. Sie können hier gezielt nach Personen suchen und eine Vernetzungsanfrage stellen. Sollte diese sodann angenommen werden, schreiben Sie Ihrem neuen Kontakt eine unverbindliche Nachricht und/oder begrüßen Sie diesen in Ihrem Netzwerk. Sie werden staunen, welche Synergien sich mit Kolleginnen und Kollegen oder Mandatierungen aus einem Austausch auf dieser Business-Plattform ergeben können.

Auf LinkedIn haben Sie darüber hinaus die Möglichkeit, Beiträge zu teilen. Das können Beiträge zu Themen jeglicher Art sein. Überlegen Sie sich nur vorher, wie Sie in der Social Media-Welt wahrgenommen werden wollen. Selbst auf LinkedIn kann man sowohl Bilder und Videos von einem Haustier als auch inhaltlich wertvolle Vorträge entdecken. Sie selbst entscheiden, was man über Sie sehen und denken soll. Es bietet sich an, sich einen kleinen Redaktionsplan zu schreiben. Das hat den Vorteil, dass Sie Ihre Beiträge vorarbeiten können, um diese dann Stück für Stück zu teilen. Denken Sie auch hier daran, mit welchen Beiträgen Sie Ihren Mandanten und Mandantinnen am besten helfen können. Dann entstehen automatisch wertvolle Artikel, die sich langfristig für Sie auszahlen werden.

Fünfter Schritt: Google Ads & SEO

Sie haben nun im besten Fall ein ausgefülltes Dokument zu Ihrer Positionierung, ein Google My Business-Profil und LinkedIn-Profil angelegt und eine Website selbst erstellt.

Wie kommen nun mehr Besucher auf Ihre Website? Um diesen Absatz realistisch und kurz zu halten: Es gibt zwar immer wieder Kolleginnen und Kollegen, die „irgendwie“ auf der ersten Seite von Google gelandet sind – sei es durch Google Ads oder Suchmaschinenoptimierung, indem sie Blogartikel veröffentlicht haben.

Natürlich gibt es die Möglichkeit bei Google Ads sogenannte „Smart Kampagnen“ einzustellen. Das bedeutet, dass Sie ein Google Ads-Konto einrichten und Google Sie dann an die Hand nimmt, zu welchen Schlagwörtern Sie gefunden werden möchten. Diese Kampagnen sind zwar einfach zu erstellen, sind aber aufgrund der langfristigen Performance nicht zu empfehlen.

Das gleiche gilt für eine professionelle Suchmaschinenoptimierung. Wenn Sie die „Regeln“ unter dem Punkt „Website“ beachten, dann haben Sie für sich schon einen guten Schritt Richtung einer suchmaschinenoptimierten Website getan. Bei SEO gibt es daneben sehr viele Schritte und Techniken, die eingehalten werden müssen, dass Sie zu einem entsprechenden Keyword organisch gefunden werden. Eine ausführliche Erklärung würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Achten Sie auch hier wieder darauf: „Wie machen es die bestplatzierten Kanzleien?“

Meine Empfehlung: Solange Sie nicht monatlich einen vierstelligen Betrag in Google Ads und SEO investieren können/wollen, fokussieren Sie sich auf die klassischen Methoden wie Empfehlung, Netzwerktreffen, Austausch mit Kolleginnen und Kollegen und der Ausweitung Ihrer Online-Präsenz. Sobald dann ein Werbebudget für Online-Marketing frei geworden ist, ist dieses gut bei einer auf Kanzleien spezialisierten Agentur investiert.

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Bild: Adobe Stock/©Julien Eichinger
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Alessandro Corominas, LL. M. Legal Tech ist Diplom-Jurist und Inhaber der Corominas Consulting GmbH. Mit seinem Team unterstützt er Rechtsanwält:innen und Steuerberater:innen in der digitalen Mandanten- und Personalgewinnung.

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