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Erfahrungsbericht: ChatGPT als nützliches Werkzeug im Arbeitsalltag eines IT-Anwalts

Von Marian Härtel

Als langjähriger Beobachter und Nutzer von KI-Generatoren bin ich stets auf der Suche nach innovativen Lösungen, die den Arbeitsalltag von Anwälten und Anwältinnen effizienter und angenehmer gestalten. Eine dieser Lösungen, die ich seit einiger Zeit erfolgreich teste, ist ChatGPT, insbesondere in der Version GPT-4. In diesem Erfahrungsbericht möchte ich schildern, wie ChatGPT im Anwaltsalltag eingesetzt werden kann und praktische Beispiele liefern. Ich werde darauf eingehen, wie diese Künstliche Intelligenz bei der Erstellung von juristischen Texten und Zusammenfassungen helfen und in Kombination mit anderen Tools wie DeepL Write die Qualität der schriftlichen Kommunikation verbessern kann.

Darüber hinaus werde ich auf die Herausforderungen und möglichen Probleme eingehen, die bei der Nutzung von ChatGPT auftreten können, um ein umfassendes Bild der Vor- und Nachteile dieser Technologie im juristischen Kontext zu zeichnen. Meine Erfahrungen sollen anderen Juristinnen und Juristen helfen, das Potential von ChatGPT für ihre eigene tägliche Arbeit besser einzuschätzen und zu nutzen.

Hauptanwendungsgebiete: Rumpftexte, Vertragstexte und Zusammenfassungen

Eines der Hauptanwendungsgebiete von ChatGPT in meiner täglichen Arbeit ist die Erstellung von Rumpftexten für Klagen, Abmahnungen sowie Vertragstexten. Durch die Eingabe von Basisinformationen, z. B. den beteiligten Parteien, den Sachverhalt oder die Rechtsgrundlagen, ist ChatGPT in der Lage, erste Entwürfe für solche Texte zu generieren. Dadurch spare ich wertvolle Zeit und kann mich auf die wesentlichen rechtlichen Argumente und Feinheiten konzentrieren.

Flexibilität und Zeiteffizienz: Schnellere Reaktion auf Mandantenbedürfnisse

In der Vergangenheit haben meine Kollegen und ich häufig Muster und Vorlagen aus Büchern oder von CDs verwendet, um Vertragstexte zu erstellen. Diese Vorgehensweise war oft umständlich und wenig flexibel, da sie ein hohes Maß an manueller Anpassung erforderte. ChatGPT hingegen bietet die Möglichkeit, Vertragstexte individuell und effizient zu gestalten, indem es auf die eingegebenen Informationen reagiert und entsprechende Textbausteine generiert. Dies führt zu einer wesentlich flexibleren und zeitsparenden Arbeitsweise, die es ermöglicht, schneller auf die Bedürfnisse der Mandantschaft einzugehen und qualitativ hochwertige Vertragstexte zu erstellen.

Ein weiterer Vorteil von ChatGPT ist die Möglichkeit, Zusammenfassungen von Fremdtexten zu erhalten. Dies ist besonders bei umfangreichen Dokumenten hilfreich, da ich so einen schnellen Überblick über die wichtigsten Inhalte und Argumente erhalte, ohne den gesamten Text lesen zu müssen. Diese Funktion erleichtert mir die Vorbereitung auf Gespräche mit Kunden und Kollegen enorm und trägt zu einer effizienteren Arbeitsweise bei.

Ein konkretes Beispiel für die Nutzung dieser Funktion ist die Analyse von Verträgen. Indem ChatGPT die wesentlichen Punkte eines Vertrags herausarbeitet und zusammenfasst, kann ich sicherstellen, dass keine wichtigen Regelungen übersehen werden. Darüber hinaus kann die KI-gestützte Analyse auch dabei helfen, potenzielle Konflikte oder Widersprüche im Vertrag zu erkennen, die bei einer manuellen Durchsicht leicht übersehen werden könnten. ChatGPT ermöglicht somit nicht nur eine effizientere Arbeitsweise, sondern trägt auch zur Verbesserung der Qualität der Vertragsprüfung und -beratung bei.

Verbesserung der schriftlichen Kommunikation: Kombination mit DeepL Write

Zudem kann ich mithilfe von ChatGPT in Kombination mit DeepL Write die Rechtschreibung korrigieren und somit schönere, natürlich formulierte Texte erstellen. DeepL Write unterstützt mich dabei, meine Texte stilistisch aufzuwerten und Fehler zu vermeiden, was wiederum zu einer höheren Qualität meiner Arbeit beiträgt.

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Datenschutz: Umgang mit sensiblen Informationen

Es gibt jedoch auch Aspekte, bei denen Vorsicht geboten ist. So ist es z. B. wichtig, bei der Nutzung von ChatGPT keine Kundendaten oder persönliche Daten einzugeben. Der Grund dafür liegt in der Gefahr, dass diese Daten von Dritten eingesehen oder missbraucht werden können, was zu erheblichen Datenschutzverletzungen führen kann. Daher sollte man stets darauf achten, keine sensiblen Informationen preiszugeben und die Nutzung von ChatGPT auf allgemeine Rechtsfragen zu beschränken.

Natürlich sollte ein kluger Anwalt oder eine kluge Anwältin es gewohnt sein, mit vertraulichen Informationen umzugehen und bereits ein feines Gespür dafür haben, welche Informationen preisgegeben werden dürfen und welche nicht. Insofern könnte man sagen, dass dieser Hinweis eher in die Kategorie „Wer bei Regen einen Hut trägt, hat trockene Haare" fällt – aber manchmal ist es eben besser, auf Nummer sicher zu gehen und das Offensichtliche noch einmal zu betonen.

Nachkontrolle der generierten Texte: Gewährleistung von Qualität und Richtigkeit

Ein weiterer Punkt, der Beachtung verdient, ist die Notwendigkeit, die von ChatGPT generierten Texte sorgfältig zu überprüfen. Auch wenn die Künstliche Intelligenz in vielen Fällen bemerkenswert präzise und hilfreiche Texte liefert, ist sie nicht unfehlbar. Open AI, der Anbieter von ChatGPT warnt sogar selbst davor, dass die KI ungenaue oder falsche Informationen über Personen, Orte oder Sachverhalte generieren kann. Man sollte sich daher nicht blind auf die Ergebnisse von ChatGPT verlassen, sondern stets mit Sachverstand prüfen, ob die generierten Texte auch den tatsächlichen Gegebenheiten entsprechen und juristisch korrekt sind. Schließlich hängt die Qualität unserer Arbeit als Juristen und Juristinnen von der Richtigkeit und Präzision unserer Argumente und Texte ab.

Der manuelle Nachbearbeitungsaufwand bei der Nutzung von ChatGPT ist nicht zu unterschätzen. Es kommt vor, dass die KI auf falsche Urteile verweist oder sich in juristischen Sachverhalten irrt, obwohl ihre Fähigkeit, mit Gesetzestexten umzugehen, in den letzten Monaten deutlich verbessert wurde. Die Notwendigkeit einer sorgfältigen Prüfung der generierten Texte ist von großer Bedeutung, da sonst schnell Unsinn geschrieben oder sogar ein Haftungsfall geschaffen werden kann, wenn man die Rechtsmaterie nicht kennt.

Die Gründe für mögliche Fehler in den von ChatGPT generierten Texten sind vielfältig. Zum einen greift die KI auf eine große Menge von Texten zurück, die sie analysiert hat, und es kann vorkommen, dass falsche Informationen oder Interpretationen in diese Texte einfließen. ChatGPT arbeitet technisch gesehen nur mit Wahrscheinlichkeiten, um zu evaluieren, ob eine Antwort oder ein Fakt korrekt ist. Zum anderen ist zu bedenken, dass ChatGPT keine juristische Ausbildung hat und daher nicht immer in der Lage ist, die Komplexität juristischer Zusammenhänge vollständig zu erfassen und vor allem, technisch gesehen, Inhalte „halluziniert“. Anders als viele glauben, ist ChatGPT KEIN Recherchetool und die Technologie, die dahintersteht, ist damit auch nicht vergleichbar.

Es ist daher unerlässlich, die von ChatGPT erstellten Texte kritisch zu hinterfragen und sie als Ausgangspunkt oder Hilfestellung, nicht aber als fertige juristische Lösungen zu betrachten. Die Rolle des Rechtsanwalts bleibt in diesem Prozess entscheidend, um die Richtigkeit der Informationen und die Qualität der Argumentation zu gewährleisten. Auch die Nutzung und Kenntnis von richtig formulierten Prompts ist entscheidend für den Umstand, ein gutes Ergebnis zu erhalten.

Dennoch finde ich die Möglichkeiten, die ChatGPT bietet, äußerst spannend und zukunftsweisend. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich KI-Generatoren entwickeln und welche neuen Anwendungsgebiete sie erschließen können. Gleichzeitig bin ich aber davon überzeugt, dass KI-Generatoren derzeit noch nicht in der Lage sind, vollständige Texte selbstständig zu verfassen, ohne dass ein Autor oder eine Autorin mit Expertenwissen die Texte überprüft. Die Rolle von KI-Generatoren sollte daher als Unterstützung und Ergänzung unserer Arbeit verstanden werden und nicht als Ersatz für fundierte juristische Expertise.

ChatGPT als Ergänzung, nicht als Ersatz: Unsere Rolle beim Einsatz von KI

Aus den oben genannten Gründen brauchen Anwältinnen und Anwälte derzeit keine Angst vor der Nutzung und Entwicklung von ChatGPT zu haben. Es ist wichtig zu betonen, dass die Rolle des Anwalts weit über das bloße Verfassen von Texten hinausgeht, selbst für Vertragsjuristen. Juristische Arbeit ist eine Mischung aus Sachverhaltsermittlung, Planung, Umgang mit Mandanten und Mandantinnen, Strategieentwicklung und unternehmerischem Denken. All diese Aspekte müssen zudem mit Einfühlungsvermögen und Emotionen für den jeweiligen Sachverhalt kombiniert werden.

In diesem Zusammenhang glaube ich auch nicht, dass die Mandantschaft in Zukunft die Stundensätze in Frage stellen werden. Die Nacharbeit, die Planung, die umfassende Ausbildung, das Fachwissen und die anderen Softskills, die ein Anwalt oder eine Anwältin mitbringt, sind wesentliche Bestandteile der Stunden- oder Tagessätze. ChatGPT ist lediglich ein Hilfsmittel in diesem Prozess, ähnlich wie Word, ein Diktiergerät, ein juristischer Kommentar oder die Rechtschreibprüfung durch eine Rechtsanwaltsfachangestellte.

Zukunftsperspektiven: Potenzial und Grenzen von KI-Generatoren

Es ist daher wichtig, die Rolle von ChatGPT in der juristischen Praxis richtig einzuordnen. Diese KI-gestützte Technologie kann zweifellos die Effizienz steigern und die Arbeitsabläufe verbessern, aber sie kann keinesfalls die menschlichen Fähigkeiten ersetzen, die in der juristischen Praxis unerlässlich sind. Solange sich Anwältinnen und Anwälte ihrer Verantwortung bewusst sind und die von ChatGPT erstellten Texte sorgfältig prüfen, kann KI ein nützlicher und wertvoller Begleiter in der täglichen Arbeit sein, ohne die Grundlagen des Anwaltsberufs zu gefährden.

Fazit: Chancen und Herausforderungen im Umgang mit ChatGPT

Insgesamt erweist sich ChatGPT als ein spannendes und nützliches Werkzeug für die tägliche Arbeit eines IT-Rechtsanwalts. Die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten, von der Erstellung von Rumpftexten für Klagen und Abmahnungen über die Rechtschreibkorrektur in Kombination mit DeepL Write bis hin zum Erhalt von Zusammenfassungen fremder Texte, tragen zu einer effizienteren Arbeitsweise bei und ermöglichen es, sich auf die inhaltlichen Aspekte der Arbeit zu konzentrieren.

Gleichzeitig ist es jedoch unerlässlich, sich der Herausforderungen und möglichen Probleme bewusst zu sein, die mit der Nutzung von ChatGPT einhergehen. Dazu gehören insbesondere der Schutz von Mandantendaten und personenbezogenen Daten sowie die Notwendigkeit, die generierten Texte sorgfältig zu kontrollieren und auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte kann ChatGPT ein wertvoller Begleiter im Alltag eines IT-Rechtsanwalts sein und dazu beitragen, die Chancen und Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz für unsere Arbeit bestmöglich zu nutzen.

Weitere spannende Beiträge zum Einsatz von ChatGPT in Kanzleien lesen Sie auch auf unserer neuen Website ki-in-kanzleien.de.

Bild: Adobe Stock/©ckybe
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Marian Härtel ist ein versierter IT-Rechtsanwalt und Unternehmensberater, der sich auf die dynamischen Bereiche des Online-Entertainments, der Web-Medien und der Computerspiele spezialisiert hat. Neben seiner juristischen Tätigkeit ist Marian Härtel auch ein erfahrener Unternehmer und Berater in der IT-Branche. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im Bereich E-Sport.

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