Dysfunktionen Team

Wenn der Erfolg in der Kanzlei oder Rechtsabteilung ausbleibt

Über die 5 Dysfunktionen eines Teams nach Patrick Lencioni (inkl. Gewinnspiel)

Von Romy Graske

In seinem Buch „Die 5 Dysfunktionen eines Teams“ erzählt der US-amerikanische Manager Patrick Lencioni die Geschichte des fiktiven Unternehmens DecisionTech aus dem Silicon Valley. Es ist eine moderne Fabel über die Zusammenarbeit von Menschen in der Arbeitswelt. Was hat das mit Kanzleien und Rechtsabteilungen zu tun? In Zeiten eines sich verschärfenden Fachkräftemangels und der Digitalisierung sind starke, gut zusammenarbeitende Teams ein großer Wettbewerbsvorteil für jedes Unternehmen und jede Kanzlei – jede Kündigung hingegen ist mit einem Wissensverlust für das Unternehmen verbunden. Was können wir aus dem Werk lernen, um das zu vermeiden?

„Wir haben ein erfahreneres und begabteres Managementteam als alle unsere Mitbewerber. Uns stehen mehr Finanzmittel zur Verfügung. Wir haben die besten technischen Voraussetzungen. Und wir haben den schlagkräftigsten Vorstand. Und trotz all dem liegen wir im Moment in puncto Umsatz und Kundenwachstum hinter zwei unserer Wettbewerber zurück. Kann mir einer von Ihnen sagen, woran das liegt?“

So leitet die Geschäftsführerin Kathryn den Workshop mit dem gesamten Managementteam eines aufstrebenden, äußerst vielversprechenden Softwareunternehmens im Silicon Valley ein. Die Rahmenbedingungen sind so perfekt, dass dieses Unternehmen ein Erfolg werden muss. Und doch bleibt der Erfolg aus. Der Grund, laut der Geschäftsführerin, die bis dato noch nie in der Softwarebranche tätig war:

„Wir funktionieren nicht als Team. Genauer gesagt sind wir sogar ziemlich dysfunktional.“

In einem mehrmonatigen, schmerzhaften, aufwühlenden Prozess versucht die Geschäftsführerin den Mitgliedern des Managementteams aufzuzeigen, an welcher Stelle das Team und damit das gesamte Unternehmen dysfunktional ist und sich so selbst vom eigentlich naheliegenden Erfolg abhält.

Was sind diese fünf Dysfunktionen? Davon erzählt Patrick Lencioni in seiner modernen Fabel über die Arbeitswelt.

Die fünf Dysfunktionen in einem Team nach Patrick Lencioni

1. Fehlendes Vertrauen

Die fehlende Bereitschaft zur Offenheit innerhalb der Gruppe führt dazu, dass Teammitglieder untereinander nicht wirklich offen mit ihren Fehlern und Schwächen umgehen. Ein Fundament des Vertrauens kann so nicht aufgebaut werden.

2. Scheu vor Konflikten

Das führt unweigerlich dazu, dass die Teammitglieder Konflikte scheuen. Ungefilterte und leidenschaftliche Debatten über Ideen und Problemlösungen, aber natürlich auch Fehleranalysen werden deshalb nicht geführt. Stattdessen bleibt es bei verschleierten Diskussionen, langweiligen Meetings und allenfalls zurückhaltenden Kommentaren innerhalb des Teams – kurzum: einer künstlichen Harmonie.

3. Fehlendes Engagement

Das Austragen gesunder Konflikte innerhalb eines Teams ist elementar für das Engagement und die Leidenschaft eines jeden Teammitglieds, die gemeinsam erarbeiteten Ideen und Lösungsstrategien schließlich umzusetzen. Finden schon gar keine Debatten statt oder nur konfliktscheue Scheindebatten, werden die Teammitglieder den Entscheidungen innerlich nicht zustimmen und diese somit auch nicht engagiert mittragen und umsetzen.

4. Scheu vor Verantwortung

Wer den getroffenen Entscheidungen innerlich nicht zustimmt und diese nicht mit Leidenschaft umzusetzen vermag, wird selbst kaum Verantwortung für die Auswirkungen solcher Entscheidungen übernehmen wollen. Auch innerhalb des Teams wird dann niemand mehr für die Übernahme von Verantwortung werben und einstehen. Teammitglieder müssen sich trauen, einander ins Gesicht zu sagen, wenn sie ihre Leistung nicht erbringen und gegen das Wohl des Teams zu handeln drohen.

5. Fehlende Ergebnisorientierung

Ein Team, in dem die Mitglieder keine Verantwortung für getroffene Entscheidungen übernehmen wollen und die gesunde Auseinandersetzung scheuen, muss zwangsläufig daran scheitern, die gesetzten Ziele umzusetzen. Das ist der Nährboden für eine fehlende Ergebnisorientierung. Die Teammitglieder werden schließlich ihre eigenen Bedürfnisse, nämlich ihr Ego, ihre Karriere, ihren persönlichen Erfolg über das des Teams und des gesamten Unternehmens stellen.

Beginnt nur eine positive Funktion innerhalb eines Teams dysfunktional zu werden, gerät das ganze Team aus dem Gleichgewicht.

Eine moderne Fabel über die Arbeitswelt

Haben Sie schon einmal unerwartet und überraschend die Kündigung eines Teammitglieds erlebt? Oder, haben Sie selbst frustriert einem Team oder einer Führungskraft gekündigt, weil Sie Teammitgliedern nicht vertrauen konnten, Sie die Kanzlei- oder Unternehmensstrategie nicht teilten oder schlichtweg unbefriedigende Ergebnisse erzielt wurden – und eine Änderung nicht in Sicht war? Ist Ihnen schon einmal begegnet, dass innerhalb eines Teams taktiert wird und sich jeder selbst der nächste ist? Es wird hinter vorgehaltener Hand kritisiert, gemeckert und gejammert, aber eine offene, ehrliche Diskussion über die Situation im Team findet nicht statt?

Wenn wir ehrlich zueinander sind, geschehen diese Phänomene täglich in allen Büros dieser Erde, ob offline oder in der digitalen Zusammenarbeit. In manchen Teams intensiver, schmerzlicher, in anderen mit leichten Tendenzen zu einem Ungleichgewicht. Doch es gibt nicht das eine Teammitglied, das „Schuld“ daran trägt. Es sind vielmehr die Schwierigkeiten des menschlichen Zusammenseins, unterschiedlicher Persönlichkeiten und Charaktere, es sind die guten und schlechten Erfahrungen, die jeder Mensch macht und als „Päckchen“ mit sich und durchs Leben trägt.

In „Die 5 Dysfunktionen eines Teams" wird die neue Geschäftsführerin, Kathryn, eingestellt, um das Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Die Geschichte handelt von einem Workshop mit dem gesamten Managementteam, bei dem die Leser und Leserinnen Stück für Stück durch die anfangs oberflächliche, dann unangenehme und schmerzhafte, schließlich aber befreiende Auseinandersetzung innerhalb eines Teams geführt werden. Jeder wird den einzelnen darin beschriebenen Charakteren schon einmal so oder so ähnlich im realen Leben begegnet sein und auch sich selbst in der ein oder anderen Person wiedererkennen.

Diese Fabel hält uns den Spiegel vor und zeigt auf, warum sich Menschen in Unternehmen selbst im Weg stehen und wie aus etwas sehr Positivem, schnell etwas sehr Negatives werden kann – aber auch, wie das Gleichgewicht in einem Team wiederhergestellt wird. Der Leser erlebt die Auseinandersetzungen in einem Managementteam hautnah. Die Theorie über die fünf Dysfunktionen ist leicht. Die Umsetzung aber ist harte Arbeit und verlangt Disziplin und Beharrlichkeit von allen Teammitgliedern. Auch wenn diese Geschichte nur fiktiv ist und eben nicht „die Erfolgsstory“ eines realen Unternehmens beschreibt, regt diese Fabel doch zum Nachdenken und Hinterfragen an, sobald man sich selbst in einem Teammeeting wieder findet. Sie richtet sich nicht nur an Führungskräfte, Manager und Managerinnen oder Gründer und Gründerinnen, sondern jeden Menschen, der den Anspruch und Wunsch hat, in einem funktionierenden Team zu arbeiten.

Dysfunktionen in Kanzleien und Rechtsabteilungen

Das englischsprachige Original wurde schon im Jahre 2002 veröffentlicht, ist aber so aktuell wie nie zuvor. Es ist der Inbegriff dessen, was die viel beschriebene „New Work“-Bewegung derzeit ausmacht.

In der juristischen Berufswelt existieren derzeit sehr unterschiedliche Arbeitsmodelle und Vorstellungen hinsichtlich Arbeitsmoral und Zusammenarbeit. Zwischen Legal Tech-Startups und digital ausgerichteten Kanzleien, die den Arbeitsformen des Silicon Valley mit einem sehr offenen „Mindset“ gegenüberstehen bis hin zu klassischen Rechtsanwaltskanzleien und Rechtsabteilungen, die eher den Führungsstil der Babyboomer-Generation leben, findet sich alles und ist konfliktbehaftet. Gerade in persönlichen Gesprächen stelle ich immer wieder fest, wie unterschiedlich die Auffassungen über die Zusammenarbeit und Führungsstile sind, zwischen der Babyboomer-Generation, der Generation X, Y und Z. Auch Rechtsanwaltsfachangestellte berichten von ganz unterschiedlichen Erfahrungen in Kanzleien, die teils auf eine funktionale, aber teils auch sehr dysfunktionale Zusammenarbeit schließen lassen.

Nein, es ist nicht nur der Fachkräftemangel (gerade bei ReFas und ReNos) der einen dazu bewegen sollte, ein Teamumfeld zu schaffen, das von gegenseitigem Vertrauen, Inspiration, Leidenschaft aber auch Verantwortungsbereitschaft geprägt ist.

Es liegt auch nicht nur deshalb in unserer Verantwortung, funktionale Teams zu schaffen, um den wirtschaftlichen Erfolg der Kanzlei oder des Unternehmens zu gewährleisten.

Schließlich verbringen wir den Großteil unseres Lebens damit zu arbeiten. Es sollte daher unser Anspruch sein, mit Freude, Leidenschaft und in einem inspirierenden Umfeld zu arbeiten. Es sollte unser Anspruch sein, den Tag mit so vielen sinnhaften Aufgaben wie möglich zu füllen. Das alles beginnt mit einem gut funktionierenden Team.

Am Ende „profitieren“ nicht nur wir persönlich durch eine höhere Lebensqualität, sondern – und darum geht es oder sollte es ausschließlich gehenunsere Mandanten und Mandantinnen. Ein gut funktionierendes Team, ob nun in einer Kanzlei oder Unternehmen wird Rechtsprobleme hervorragend, pragmatisch lösen, weniger Fehler machen und Mehrwerte für die Mandanten und Mandantinnen und die Unternehmen schaffen.

Jeder, der schon einmal vor einem scheinbar unlösbaren Fall oder Rechtsproblem stand und mit einem Kollegen oder einer Kollegin darüber debattiert, Ideen ausgetauscht oder sogar gemeinsam daran gearbeitet hat, es zu lösen, weiß, wie erfüllend die Zusammenarbeit mit Menschen sein kann, die einander vertrauen und sich gegenseitig inspirieren. Nicht immer ist das Ergebnis einer solchen Zusammenarbeit ein Erfolg, aber wenn diese Menschen offen und ehrlich ihre Fehler ansprechen und Erkenntnisse austauschen und auswerten können, wird der nächste Kampf zu ihrem Sieg. Davon handelt diese Fabel, die auch einigen Kanzleien und Rechtsabteilungen als Begleiter für Optimierungsprozesse dienen kann.

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Gewinnen Sie das Buch:

„Die 5 Dysfunktionen eines Teams“ von Patrick Lencioni

Teilnahme bis 7. April 2023

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Bild: Adobe Stock/©nuthawut
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Romy Graske ist als Syndikusrechtsanwältin für ein Software-as-a-Service-Unternehmen tätig. Zudem berät sie als selbstständige Rechtsanwältin Expats, Freiberufler, Künstler aber auch Digitalunternehmen zum grenzüberschreitenden mobilen Arbeiten. In ihren Blogs berichtet sie über aktuelle Themen u. a. zu Rechtsfragen beim grenzüberschreitenden mobilen Arbeiten unter https://romygraske.de

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