„Wir wollen Legal Tech greifbar machen und einen Ort der Vernetzung und des Austauschs schaffen“

Jörg Offenhausen, Mitgründer des German Legal Tech Hubs, im Interview

Von Jörg Offenhausen

Mit den neuen Möglichkeiten der Digitalisierung suchen immer mehr Kanzleien nach passenden Legal Tech-Lösungen für ihre Bedürfnisse. Gleichzeitig wächst die Zahl der Legal Tech-Start-ups, die Lösungen anbieten – da ist es für alle Beteiligten am Markt gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten. Hier setzt der German Legal Tech Hub an: Der German Legal Tech Hub ist eine neue, branchenübergreifende Plattform mit dem Ziel, Brücken zwischen Kanzleien, Start-ups, Wissenschaft und anderen Unternehmen zu bauen und eine Plattform für den Austausch zwischen den verschiedenen Marktteilnehmern zu bieten. Im Interview verrät Rechtsanwalt und Mitgründer Jörg Offenhausen, was das Ziel des German Legal Tech Hub ist, wer Mitglied werden kann und was Legal Tech-Begeisterte im Jahr 2023 vom Hub erwarten können.

Herr Offenhausen, warum haben Sie und Ihre Mitgründer die Notwendigkeit gesehen, das „German Legal Tech Hub“ zu gründen?

Wer heute als Rechtsanwalt oder Rechtsanwältin arbeitet, kein Interesse an Legal Tech zeigt und keine Chancen in Digitalisierung, Automatisierung und künstlicher Intelligenz sieht, der wird meiner Meinung nach den Weg der Videotheken gehen und in wenigen Jahren „aussortiert“ sein. An Legal Tech führt für Kanzleien, das Justizsystem und auch Unternehmen (mit eigener Rechtsabteilung) kein Weg vorbei.

Wir haben gesehen, dass es auf der einen Seite sehr gute Lösungsanbieter für die Rechtsbranche gibt und auf der anderen Seite Probleme, die auf genau diese Lösungen warten. Leider werden die technischen Lösungen oft völlig losgelöst von ihrer jeweiligen Zielgruppe entwickelt und in ebendieser sehr theoretischen Form. Bislang gab es noch keine Plattform, auf der sich diese beiden Gruppen begegnen und austauschen konnten. Das möchten wir mit dem German Legal Tech Hub ändern.

Welche Lücke wollten Sie mit der Gründung des GLTH am deutschen Legal Tech-Markt schließen?

Momentan befinden sich Kund:innen und Dienstleister nicht im selben Raum – mitunter könnte man meinen, noch nicht einmal auf dem gleichen Planeten. Damit beide Seiten ein tieferes Verständnis füreinander entwickeln, möchten wir eine Plattform zum Austausch bieten. Ein Legal Tech-Start-up kann ja nur dann erfolgreich sein, wenn es früher oder später auch profitabel ist. Und dazu ist es notwendig, dass wir alle Akteure zusammenbringen.

Auf politischer Ebene gibt es bereits den Legal Tech Verband: Dessen Aufgabe ist es aber eher, die (rechtlichen) Rahmenbedingungen für die Digitalisierung unserer Branche zu schaffen. Wir verstehen uns im Gegensatz dazu als operativer Hub, als Ort der Begegnung für alle Akteure der Rechtsbranche.

Was ist das Ziel des German Legal Tech Hub?

Wir wollen einen einfachen und leicht verständlichen Zugang zum Thema Legal Tech bieten.

Beim GLTH darf auch die vermeintlich dümmste Frage gestellt werden, ohne, dass man sich dafür schämen müsste.

Neue Technologien und unser Recht sind zwei hochkomplexe Themenfelder, die viel voneinander profitieren können – wenn man den Beteiligten den Austausch ermöglicht.

Wir wollen Legal Tech greifbar und nutzbar machen, Zugänglichkeit und einen Ort der Vernetzung und des Austauschs schaffen – online und offline. Unsere Mitglieder und Expert:innen können sich auf unserer Plattform über ihre Fragen und Ideen austauschen und ebenso Kontakte knüpfen und netzwerken. Wenn wir auf diesem Wege unser Rechtssystem modernisieren und neue Technologien am Markt etablieren, wissen wir, dass wir unser Ziel erreicht haben.

Wer kann beim GLTH mitmachen und Mitglied werden?

Alle, die sich für dieses Thema interessieren: Rechtsanwält:innen, Akteur:innen des Justizsystems, Unternehmen und ihre Rechtsabteilungen, Start-ups, Entwickler:innen, Universitäten, Studierende und Forschungsinstitute. Legal Tech ist eben nicht nur ein Thema für Großkanzleien oder die IT-Branche, sondern am Ende genauso für ganz normale Bürger:innen, die sich ein barrierefreies, schnelles und intelligentes Justizsystem wünschen.

Was können Legal Tech-Begeisterte 2023 vom GLTH erwarten?

Wir launchen im Frühjahr unsere gleichnamige Community-Plattform und veranstalten im Herbst den ersten Legal Tech Summit in Hannover. Beides werden Chancen zum Matchmaking zwischen Akteuren der Rechtsbranche und Legal Tech-Unternehmen sein. Wir freuen uns, wenn wir auf diesem Wege Kooperationen begleiten und ein breites Verständnis für Legal Tech, seine Einsatzmöglichkeiten und für die Anforderungen an Start-ups schaffen können.

Auf unserer Community-Plattform binden wir Wissenschaft, Verwaltungen, Kanzleien, Rechtsabteilungen, Ministerien, Start-ups und Investoren ein, um alle Sichtweisen auf das Thema Legal Tech abzubilden. In unseren exklusiven Community-Veranstaltungen und Online-Formaten, wie Masterclasses, Pitches und Matching-Veranstaltungen, wird Legal Tech Know-how durch unsere Expert:innen vermittelt und vorangetrieben. Wir vernetzen zudem Innovationsvorhaben mit starken Partnern und fördern öffentlichkeitswirksam revolutionäre Gründungsideen.

Das German Legal Tech Hub ist aber auch der Ort für die Vision für morgen und übermorgen. Wir bringen Bedarf und Angebot im Legal Tech-Kontext zusammen.

Herr Offenhausen, vielen Dank für das Interview und viel Erfolg bei Ihrem Vorhaben.

Jörg Offenhausen
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Jörg Offenhausen ist er Partner der Wirtschaftskanzlei activelaw Offenhausen.Wolter PartmbB (Hannover) und kennt Innovationshemmnisse von Mittelstand, Konzernen und Kanzleien aus erster Hand. Er gründete selbst erfolgreiche Legal Start-ups und ist Gesellschafter der inserve GmbH, Spezialist im Bereich des AI Document Processing. 2022 startete er als Gründungsmitglied den German Legal Tech Hub. Das Netzwerk unterstützt innovative Start-ups und hilft Rechtsabteilungen in Unternehmen und Kanzleien, für sie geeignete Legal Tech-Lösungen zu identifizieren. Mit dem Launch der ersten deutschlandweiten digitalen Community-Plattform können sich Legal Tech-Akteure:innen frühzeitig vernetzen und neue Geschäftsmodelle, Prozesse, Strukturen, Talente und Technologien entdecken.

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