Frei nach dem Motto „Alles, was jemand anderer tun kann, sollte auch jemand anderer tun“, werden digitale Lösungen im juristischen Arbeitsalltag bald nicht mehr wegzudenken sein. Viele Tools sind bereits in so mancher Kanzlei Standard. Legal Tech boomt und wo Pessimisten bereits den Anwaltsberuf gefährdet sehen, erkennen andere das Potential von Legal Tech-Lösungen zur Unterstützung und Effizienzsteigerung im juristischen Alltag. Ein Praxisbeispiel hierfür ist die Software LeReTo. Diese wurde von Juristen für Juristen entwickelt, um sich auf die eigentliche Kernarbeit konzentrieren zu können.
Das altbekannte Problem: Viel Arbeit, wenig Zeit
Juristinnen und Juristen kennen es: Unentwegt begegnen einem im Alltag Dokumente, gespickt mit zahlreichen Quellenverweisen. Je nach juristischem Schwerpunkt, haben RechtsanwältInnen und RichterInnen jährlich hunderte Schriftstücke zu lesen und kritisch zu analysieren. Besondere Bedeutung kommt hierbei den zitierten juristischen Belegstellen zu, welche den Text argumentativ stützen sollen. Ob die Quellen auch tatsächlich überzeugen, weiß man nur, wenn man alle manuell heraussucht, in Datenbanken abfragt bzw. in der Bibliothek nachschlägt. Allein der Zeitaufwand für den Identifizierungsvorgang und die Datenbankabfrage kann so pro Dokument eine Stunde oder auch länger dauern. Dies ist mühsame und zeitraubende Arbeit, auf die zur Not in der Praxis auch mal verzichtet wird. In der Folge leidet darunter die juristische Qualität, was sich im schlimmsten Fall auf den Verfahrensausgang auswirkt. Die strategische Bedeutung kritisch-fundierter und rechtswissenschaftlich präzise erarbeiteter Schriftstücke sollte nicht unterschätzt werden.
Wie Legal Tech helfen kann: Quellenrecherche und verlinkte Dateien
Eine Lösung für das Problem des chronischen Zeitmangels in Rechtsberufen kann auch Legal Tech nicht vollständig bieten; einen Beitrag zur Effizienzsteigerung im Arbeitsalltag von JuristInnen leistet LeReTo allemal. LeReTo steht für „Legal Research Tool“ und ist ein Onlineservice für die automatische Quellenrecherche in juristischen Schriftstücken. Per Drag&Drop wird das Dokument in den Browser gezogen und analysiert. Das Tool erkennt zitierte Quellen wie Rechtsprechung, Gesetze und Literatur, und fragt verfügbare Quellen in ab. Außerdem können Links zu wichtigen Literaturquellen und Verlagsdatenbanken eingebunden werden. User, welche über entsprechende Zugänge verfügen, können so auf zitierte Online-Literatur zugreifen.
Die gefundenen Belegstellen können im Vorschaufenster parallel zum analysierten Schriftstück gelesen, überprüft und kommentiert werden. Für einen vollständigen (elektronischen) Akt kann ein Word-Memo mit den zitierten Quellen und hinzugefügten Kommentaren oder auch das LeReTo-PDF, welches alle Belegstellen direkt verlinkt und auch als PDF-Attachment hinzufügt, abgespeichert werden. Das Anlagenkonvolut sorgt dabei auch für unabhängiges Offline-Arbeiten. Mittels Word-Plugin kann das Recherche-Tool auch direkt aus Word gestartet werden, damit man die eigenen Quellen beim Verfassen von Schriftsätzen, Urteilen oder Gutachten komfortabel verlinken kann.
Was Legal Tech bringen kann: Effizienz steigern, Kosten senken, Qualität sichern
Das aus der anwaltlichen Praxis entwickelte Recherche-Tool dient vor allem einem Zweck: Einsparung von wertvoller Arbeitszeit, die anderweitig in die Qualität der juristischen Kernarbeit investiert werden kann. Die Überprüfung von zitierten Belegstellen wird erleichtert, falsche Zitate können schneller aufgedeckt und die Qualität der eigenen Arbeit gesteigert werden. Das Arbeiten am Schriftstück wird komfortabler gestaltet, indem Online-Content nicht mehr manuell abgefragt und aufgerufen werden muss, sondern mit einem Klick vorhanden ist.
Vollautomatische Quellenrecherche bringt mehr Arbeitseffizienz und eine Steigerung der Produktivität. Außerdem entlastet eine 24/7-verfügbare Software-Lösung durch größere zeitliche Unabhängigkeit von Dienstplänen, Urlaub oder Krankenständen. Hinzu kommt: Kein Klient zahlt gerne für Hilfstätigkeiten. Die Zahl der „billable hours“ mit konkretem Ergebnis wird signifikant gesteigert.
Das, was Legal Tech beitragen kann, soll es auch
Digitale Anwendungen bewirken, dass mühsame und repetitive Arbeit auf ein Minimum reduziert und Effizienz, Qualität und somit auch Arbeitszufriedenheit gesteigert werden können. Um auch international konkurrenzfähig zu bleiben, sollte man aktuelle Entwicklungen in der Branche beobachten und sich mit sinnvollen Legal Tech-Investitionen auseinandersetzen. Dabei gilt es besonders herauszufinden, welche Software-Lösung zur eigenen Kanzlei passt.
Digitale Assistenten werden juristisch hochwertige Arbeit (jedenfalls in den nächsten Jahren) gewiss nicht in allen Bereichen ersetzen oder automatisieren können. Dabei unterstützen und assistieren, das kann und soll Legal Tech aber allemal.
Veronika Haberler beschäftigt sich seit mehreren Jahren mit Innovation und juristischer Datenanalyse. Sie ist Co-Gründerin des Wiener Legal Tech-Start-ups LeReTo.