LL.M. Recht der Digitalisierung an der Universität zu Köln: Ein Erfahrungsbericht

Eckdaten zum Studiengang

  • Name: LL.M. Recht der Digitalisierung
  • Universität: Universität zu Köln
  • Dauer: 2 Semester (inkl. Masterarbeit)
  • Studienbeginn: Jedes Wintersemester
  • Studienformat: Vollzeit, studiengebührenfrei
  • Schwerpunkte: Legal Tech in Rechtsprechung und Verwaltung, Logik und Algorithmen, Datenschutzrecht, Cyberkriminalität, Recht der digitalen Wirtschaft
  • Besonderheit: Starke Praxisorientierung mit Einbindung von Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Verwaltung sowie Justiz

Meine Beweggründe für die Wahl des LL.M.-Studiengangs

Die fortschreitende Digitalisierung hat Auswirkungen auf alle Rechtsbereiche und verändert nicht nur die juristische Arbeit, sondern auch die grundlegenden Prinzipien des Rechts. Während meiner früheren Tätigkeit bei einem Legal Tech-Unternehmen im Bereich der automatisierten Durchsetzung von Verbraucheransprüchen konnte ich tagtäglich beobachten, wie weit der Einfluss der Digitalisierung auf die rechtliche Arbeit reicht. Daher war es für mich von großer Bedeutung, ein umfassendes Verständnis für diese Entwicklung zu erlangen und mich praxisnah sowie – zugleich – wissenschaftlich mit der Digitalisierung des Rechts zu befassen. Im Rahmen des Studiengangs konnte ich meine praktische Erfahrung mit fundierten wissenschaftlichen Kenntnissen über die juristischen und (grundlegenden) technischen Aspekte der Digitalisierung erweitern. Als besonders attraktiv habe ich dabei die interdisziplinäre Verknüpfung von juristischen, (informations-)technischen und wirtschaftlichen Inhalten empfunden, die überwiegend von führenden Praktikerinnen und Praktikern mit tiefgehender akademischer Expertise am „Puls der Zeit“ vermittelt wurden.

Studienaufbau und besonders prägende Lehrveranstaltungen

Der Studiengang besteht aus vier Pflichtmodulen und zwei Wahlpflichtmodulen sowie der Masterthesis. In den Pflichtmodulen werden die Grundlagen der Digitalisierung des Rechts umfassend behandelt. Besonders haben mich dabei die kreativen Prüfungsformate wie Gruppenpräsentation, Fallstudien oder Referate beeindruckt. In den IT-Modulen werden grundlegende Konzepte von Algorithmen und Künstlicher Intelligenz sowie deren technische Hintergründe erläutert; die weiteren Pflichtmodule behandeln dann intensiv Themen wie Datenschutzrecht und die Digitalisierung von Verwaltung und Justiz sowie innovative Geschäftsmodelle im Legal Tech-Bereich.

Eines meiner persönlichen Highlights war das Pflichtmodul Legal Tech: Business Cases und ethische Grenzen innovativer Rechtsdurchsetzung im ersten Fachsemester. Dort haben wir verschiedene Anwendungen der Automatisierung im juristischen Bereich analysiert. Es ging nicht nur um die technischen Aspekte – vielmehr spielten gleichermaßen die gesellschaftsmoralistischen Fragen im Zusammenhang mit dem Einsatz automatisierter und vernetzter Anwendungen im grundrechtssensiblen Bereich der Rechtsberatung sowie Rechtsprechung eine Rolle.

Zu Beginn des zweiten Fachsemesters entschied ich mich für die beiden Wahlpflichtmodule Cyberkriminalität, Internetstrafrecht und Computerstrafrecht und Vertiefung Legal Tech. Im strafrechtlichen Modul beschäftigten wir uns mit pönalisiertem Verhalten im digitalen Raum, insbesondere mit der Regulierung von Darknet-Kriminalität sowie Fragen des Urheberrechts. Aus der Analyse aktueller Fälle wurde deutlich, dass die traditionellen strafrechtlichen Konzepte zunehmend durch technologische Fortschritte herausgefordert werden. Interessant war vor allem die Fragestellung, wie bestehende Rechtsprinzipien des Strafrechts auf digitale Delikte angewendet werden können oder ob neue gesetzliche Regelungen erforderlich sind.

In der Vertiefung Legal Tech erhielten wir umfassende Einblicke in verschiedene Angebote (teil)automatisierter juristischer Dienstleistungen. Besonders gefallen hat mir die Fallstudie Geschäftsmodelle innovativer Rechtsdurchsetzung, die sich mit der wirtschaftlichen wie auch regulatorischen Bewertung von Legal Tech-Unternehmen befasste. In Kleingruppen haben wir Geschäftsmodelle für digitale Rechtsdienstleistungen entwickelt und sie auf ihre Vereinbarkeit mit dem deutschen Rechtsdienstleistungsgesetz hin überprüft. Diese praxisnahe Herangehensweise war äußerst lehrreich und ermöglichte uns realistische Einblicke in die Herausforderungen, mit denen Legal Tech-Anbieter konfrontiert sind.

Praxisbezug und berufliche Perspektiven

Die enge Verknüpfung von theoretischem Wissen mit praktischen Anwendungen ist eine der größten Stärken dieses Studiengangs.

Mehrfach wurde mir vor Augen geführt, dass viele rechtliche Arbeitsprozesse, die heute noch manuell durchgeführt werden, ein beträchtliches Potenzial für Automatisierung und vernetzte Lösung bieten. Die Kenntnisse über technische Grundlagen aus den Modulen Informationstechnologie I und II ermöglichen es mir, realistisch einzuschätzen, wie digitale Tools innerhalb des Rechtssektors einsetzbar sind und wo ihre Grenzen liegen.

In meiner aktuellen Position als Mitarbeiter einer führenden wirtschaftsberatenden Sozietät profitiere ich täglich von diesem Wissen – von Large Language Modellen bis zu automatisierten Vertragsanalysatoren. Auch die Lehrveranstaltungen zur Digitalisierung von Staat und Verwaltung weisen meines Erachtens einen hohen Praxisbezug auf. Die öffentliche Hand setzt vermehrt auf E-Government- und E-Justice-Lösungen, was sowohl Effizienzsteigerungen als auch neue Herausforderungen mit sich bringt. Besonders die Frage, inwiefern automatisierte Verwaltungsakte mit dem Rechtsstaatsprinzip vereinbar sind, war ein zentraler Diskussionspunkt in den Vorlesungen. Diese Kenntnisse sind nicht nur für Tätigkeiten im öffentlichen Sektor von Bedeutung, sondern auch für die Beratung privater Unternehmen, die mit staatlichen Institutionen zusammenarbeiten. Ich freue mich daher, dass künftig auch ein entsprechendes Wahlpflichtmodul mit vertiefenden Inhalten angeboten wird, das zugleich den Datenschutz beleuchtet.

Fazit: Ein Studiengang mit strategischer Relevanz für die Zukunft

Der LL.M. „Recht der Digitalisierung“ an der Universität zu Köln bietet eine mehr als fundierte sowie äußerst praxisorientierte Ausbildung für Juristinnen und Juristen, die sich mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf die juristische Welt beschäftigen möchten. Die interdisziplinäre Ausrichtung ermöglicht nicht nur eine vertiefte Auseinandersetzung mit rechtlichen Fragen, sondern auch ein fundiertes technisches Grundverständnis, das in der modernen Rechtsberatung unerlässlich ist.

Besonders hervorzuheben ist die praxisnahe Gestaltung des Studiengangs, die es den Studierenden erlaubt, bereits während des Studiums konkrete Anwendungen für die digitale Rechtswelt zu entwickeln. Der enge Austausch mit Dozierenden aus Wissenschaft, Verwaltung, Justiz und Wirtschaft trägt dazu bei, dass die vermittelten Inhalte einen direkten Bezug zur Realität haben. All das wäre ohne die äußerst vorausschauende Analyse von Professor Markus Ogorek undenkbar gewesen, der das innovative Lehrprogramm erst aus der Taufe gehoben hat.

Für alle, die sich nicht nur mit klassischen juristischen Fragestellungen beschäftigen, sondern auch die digitale Transformation des Rechts aktiv mitgestalten möchten, stellt das LL.M.-Programm eine erstklassige Wahl dar. Die im Studium erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten sind nicht nur für Legal Tech-Startups oder Digitalunternehmen relevant, sondern für alle Juristinnen und Juristen, die ihre berufliche Zukunft in einer zunehmend digitalisierten Welt erfolgreich gestalten möchten

Bild: Adobe Stock/©Jovaduplex
Jonas Barthle
Weitere Beiträge

Jonas Barthle hat das Erste Juristische Staatsexamen sowie den Masterstudiengang „Business for Legal Professionals (M.A.)“ an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Wiesbaden abgeschlossen. Es folgte ein LL.M.-Studium im Bereich „Recht der Digitalisierung“ an der Universität zu Köln, an der er derzeit auch zu Parteiverbotsverfahren promoviert. Beruflich ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Hengeler Mueller tätig. Weitere Informationen unter: www.linkedin.com/in/jonasbarthle

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