Die steuerliche Verarbeitung von Kryptowährung
Kryptowährungen und die Blockchain halten Einzug in verschiedene Unternehmensbereiche. Auch in der Legal Tech-Branche werden Möglichkeiten überprüft, die Blockchain sinnvoll einzusetzen. Einige IT-affine Anwälte bieten bereits jetzt die Möglichkeit an, sich in Bitcoins bezahlen zu lassen. Doch wie ist die Situation? Wie werden Bitcoins besteuert? Und welche Chancen bietet die Blockchain den Kanzleien beim Ausbau ihrer digitalen Werkzeuge?
Zwar wurde die junge Technologie einige Zeit nicht reguliert, gerät nun aber immer mehr in den Fokus der Finanzbeamten. Diese haben die Aufgabe, finanzähnliche Produkte zu bewerten, um sicherzustellen, dass neue Mittel nicht am Fiskus vorbeigeschmuggelt werden. So hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Einordnung für virtuelle Währungen getroffen. Doch auch abseits der finanziellen Möglichkeiten bietet die Blockchain für Legal Tech-Anbieter interessante Möglichkeiten.
Bezahlung von Anwaltsdiensten mit Bitcoin
Die Idee, die Kosten für Anwälte via Bitcoin zu bezahlen, scheint erst verlockend. Klienten können unter dem Schutz der Kryptowährung Rechnungen begleichen. Die empfindlichen Rechnungsdaten könnten auf diese Weise mit einer weiteren Ebene der Verschlüsselung gesichert werden. Auch der Nachweis über die pseudonymisierten Transaktionen wäre fälschungssicher. Doch was spricht gegen die Verwendung von Bitcoin, um die Kosten für einen Anwalt zu decken?
Bisher konnte noch nicht sicher festgestellt werden, ob die Bezahlung von Kosten nach dem Rechtsanwaltsvergütungsgesetz (RVG) mit Bitcoin zulässig ist. Zudem sind die massiven Preisveränderungen ein Merkmal, das Bitcoin und andere schwankungsstarke Kryptowährungen zu einem ungeeigneten Zahlungsmittel machen. Daraus könnten sich auch Folgestreitigkeiten entwickeln, die die Höhe des letztendlich zu zahlenden Betrags betreffen.
In ihrem aktuellen Stadium sind Bitcoin also keine echte Alternative für die Bezahlung von Anwälten. Dennoch können die zukünftigen Entwicklungen von Kryptowährungen Möglichkeiten bereithalten, die eine digitalisierte Verbesserung des Anwaltsalltags ermöglicht. Denn die Technologie, auf der die Geldsysteme basieren, kann jetzt schon eine Bereicherung für die Tätigkeiten eines Anwalts sein.
Möglichkeiten der Blockchain für Anwälte und Legal Tech
Das Vertrauen zwischen Anwalt und Klienten ist ein wichtiges Gut. Doch nicht überall kann Vertrauen hergestellt werden. Besonders in der digitalen Welt. So ist der digitale Verkehr zwischen Anwälten zwar bereits Praxis, wird aber von vielen Seiten auch kritisch betrachtet. Die Verlagerung der Dokumente von der Akte in den Computer kommt mit Vorteilen, birgt aber auch Gefahren.
So ist die Gefahr, dass vertrauliche Dokumente in fremde Hände fallen, weit größer als der klassische Versand mit der Post. Auch sollte beachtet werden, dass ein Versagen der Sicherheit im digitalen Raum nicht immer bemerkt wird. Via Computer können blitzschnell Kopien gemacht werden, ohne dass sichtbare Spuren zurückbleiben. An dieser Stelle kann jedoch die Blockchain helfen.
Blockchain als vertrauensvoller und lückenloser Nachweis
Die Blockchain kann mit einem Journal verglichen werden. Ein Buch, in dem alle wichtigen Transaktionen (Waren, Gelder, Dienstleistungen etc.) niedergeschrieben sind. In der Regel wird diese Arbeit von einem Buchhalter erledigt, der die Autorität über die Aktualität und Korrektheit des Dokuments hat. Er genießt eine Vertrauenshoheit.
Würden die Daten auf den bekannten Wegen wie E-Mail übertragen, kann nicht sichergestellt werden, dass der Buchhalter die richtigen Daten erhält. Außerdem besteht die Gefahr, dass der Buchhalter Fehler macht. In der IT gilt ein so hohes Maß an Vertrauen bei einem solchen Schadenspotenzial als nicht hinnehmbar. Deswegen eliminiert die Blockchain das notwendige Vertrauen in eine einzelne Person oder Instanz.
Blockchain ermöglicht fälschungssichere Technologie
Denn an der Pflege der Blockchain sind alle Teilnehmer des Netzwerkes beteiligt. Dies passiert automatisch und über Algorithmen. Wenn dann eine Reihe von Transaktionen (Aktenübertragung, Terminsvertretung etc.) in einem Block gespeichert werden, überprüft das gesamte Netzwerk dessen Gültigkeit. Dabei werden verschiedene digitale Sicherungsmechanismen eingebaut. So wird mit einem sogenannten Hash-Wert die Echtheit des vorhergehenden Blocks belegt. Das ermöglicht eine beinahe fälschungssichere und verschlüsselte Dokumentation und Transaktion.
Doch natürlich ist auch dieses System nicht unüberwindbar. Unter bestimmten Umständen kann auch eine Blockchain kompromittiert werden. Doch diese Szenarien lassen sich mit einer guten Datenschutz- und Internetsicherheits-Ausbildung der Nutzer gewährleisten. Ohne solche könnten kryptographische Schlüssel verraten oder veröffentlicht werden. Oftmals geschieht dies aus Unwissenheit der Angestellten, denen nicht bewusst ist, welche Tragweite ein Foto im Internet haben kann.
Fazit zu Kryptowährung und Blockchain im Bereich Legal Tech
Während Kryptowährung für die Bewältigung der Anwaltsarbeiten momentan noch keine Bereicherung zu sein scheint, birgt die Blockchain nützliche Potenziale für die Rechtsanwaltschaftsbranche. Während das BaFin Kryptowährungen wie Devisen behandeln und besteuern möchte, kann die Blockchain dem Internet inhärente Vertrauensprobleme lösen.
Foto: Fotolia.com/brudertack69
Der Berufsverband der Rechtsjournalisten e.V. wurde im August 2015 von Rechtsanwalt Mathis Ruff in Berlin gegründet. Für den juristischen Laien steht einem grundlegenden Verständnis zumeist das „Juristendeutsch“ im Wege; entsprechende Recherchen gestalten sich in der Regel als zeitaufwendig und komplex. Ziel des Verbandes ist es daher, über zentrale rechtliche Themenkomplexe in einer verständlichen Sprache zu informieren. Der Berufsverband der Rechtsjournalisten e.V. stellt ausschließlich Informationsportale bereit, bietet jedoch keine Rechtsberatung an.
Alexander Kretschmar studierte Rechtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin mit Abschluss der juristischen Zwischenprüfung. Danach schloss sich ein Bachelorstudium im Bereich des Journalismus an. Seither kombiniert er seine beiden Interessensgebiete „Recht“ und „Berichterstattung“ und ist als freier Rechtsjournalist für verschiedene Verbände in Berlin tätig. Schwerpunkt seiner Beiträge bilden vor allem datenschutzrechtliche Fragestellungen sowie Digitalthemen.