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„Mich hat das Arbeitsleben abseits der juristischen Blase interessiert“

Niklas Mennekes über die Wahlstation in einem Legal Tech-Unternehmen

Von Niklas Mennekes

Angesichts der fortschreitenden Digitalisierung der Rechtsbranche wird die Tätigkeit in Legal Tech-Unternehmen zunehmend attraktiver – und kann Kompetenzen vermitteln, die in klassischen juristischen Berufen eine eher untergeordnete Rolle spielen. Im Interview verrät Niklas Mennekes, der seine Wahlstation beim Heidelberger Legal Tech-Unternehmen Codefy absolviert hat, wie der Arbeitsalltag dort aussieht, wie viel IT-Wissen man mitbringen muss und welche Tipps er für das Zweite Examen hat.

Niklas, du hast deine Wahlstation beim Legal Tech-Unternehmen Codefy absolviert. Wie kam es dazu, dass du dich – entgegen der Neigung vieler Referendare und Referendarinnen, diese in einer Kanzlei zu durchlaufen – für Codefy entschieden hast?

Im Laufe des Referendariats lernt man durch die Zivil-, Straf- und Anwaltsstationen die klassischen juristischen Berufe und deren Arbeitsalltag ja bereits kennen. Auch wenn bei mir persönlich die praktischen Erfahrungen wegen der Corona-Pandemie nicht ganz so intensiv waren, habe ich trotzdem einen guten Einblick in die Aufgaben und den Arbeitsalltag dieser Berufe bekommen.

Stattdessen hat mich das Arbeitsleben abseits dieser juristischen Blase interessiert und mit der Wahlstation hat man die perfekte Gelegenheit, in andere Bereiche reinzuschauen. Sicherlich gibt es auch einige Referendare und Referendarinnen, die bereits wissen, dass sie später in Kanzleien arbeiten wollen und während ihrer Anwaltsstationen womöglich schon das Angebot bekommen haben, in der Kanzlei anfangen zu können.

Ich persönlich hatte aber keine feste Vorstellung von meiner beruflichen Zukunft und wollte deswegen erst noch andere Tätigkeitsfelder kennenlernen.

Dass ich dann bei Codefy gelandet bin, liegt auch und vor allem an Tianyu Yuan (CEO und Co-Founder von Codefy). Als Dozent leitet er am OLG Karlsruhe eine Veranstaltung zu den Themen „Legal Tech” und „Künstliche Intelligenz im Recht”. In diesem Rahmen habe ich ihn kennengelernt und ihm dann ein halbes Jahr später einfach geschrieben, ob ich die Wahlstation bei ihm absolvieren kann.

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Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Codefy aus?

Bei der Einteilung der Arbeit und der Arbeitszeit hat man bei Codefy einen großen Spielraum. Daher kann jeder seinen Arbeitsalltag selbst gestalten. Wir haben ein Büro in der Heidelberger Altstadt, in dem meistens so zwischen 9 und 19 Uhr was los ist. Ich kann aber genauso gut mobil von überall und wann immer ich will arbeiten, sodass beispielsweise auch unter der Woche mal ein Besuch bei Freunden in anderen Städten möglich ist.

Inhaltlich ist die Arbeit äußerst abwechslungsreich. Ich beschäftige ich mich unter anderem mit dem Entwurf von Konzepten zu neuen Einsatzfeldern von Codefy. Andererseits bin ich auch an der Überarbeitung bereits bestehender Funktionen beteiligt.

Auch bei Calls mit Kunden werde ich eingebunden und kann unsere Arbeitsergebnisse präsentieren.

Was hat dir in der Wahlstation am meisten Spaß gemacht?

Besonders den kreativen Austausch und die Übernahme von Verantwortung finde ich spannend. Es wird ständig nach Verbesserungspotenzial gesucht und man ist angehalten, über neue Probleme und Lösungen nachzudenken. Das führt dazu, dass wir im Team ganz viele Ideen austauschen und man in der Diskussion genauso ernst genommen wird, wie alle anderen auch.

Generell hat man nicht das Gefühl, nur anderen zuzuarbeiten und deren lästige Recherchearbeit zu übernehmen.

Stattdessen kriegt man Projekte übertragen, die man nach den eigenen Vorstellungen umsetzen kann und für die man die Verantwortung trägt.

Auf welche Aspekte deiner Tätigkeit in der Wahlstation hat deine bisherige Juristenausbildung dich vorbereitet – und auf welche eher weniger?

Die juristische Ausbildung vermittelt sicherlich eine systematische Denkweise, die bei der Problemlösung helfen kann. Und natürlich sind wir ein Legal Tech-Unternehmen, sodass juristische Kenntnisse und Vertrautheit mit juristischen Arbeitsprozessen gute Voraussetzungen sind.

Aber besonders die Arbeitsweise ist in einem Start-up eine andere, als man sie aus Studium und Referendariat kennt. Man muss sich von der Vorstellung eines perfekten ersten Entwurfs, verabschieden. Die Arbeit ist eher iterativ und zyklisch: Eine erste schnelle Version ist immerhin schon die Realisierung einer Idee, an deren Perfektionierung dann im Weiteren gearbeitet werden kann.

Das Thema Legal Tech wird im Studium in der Regel eher vernachlässigt. Muss ich mich schon intensiv mit Legal Tech befasst haben, wenn ich meine Wahlstation in einem Legal Tech-Unternehmen machen möchte?

Natürlich helfen bei der Tätigkeit in diesem Bereich Vorkenntnisse gerade hinsichtlich der Möglichkeiten und Grenzen von Legal Tech. Viel wichtiger ist aber das Interesse an dem Thema und die Lust auf Neues. Das entsprechende Wissen eignet man sich sowieso bei der Arbeit und mit der Zeit an. Auf keinen Fall werden so verrückte Dinge wie Coding-Skills erwartet, also sollte man sich diesbezüglich nicht abschrecken lassen.

Du hast die schriftlichen Prüfungen des Zweiten Staatsexamens schon hinter dich gebracht. Wie hast du dich während des Referendariats auf das Examen vorbereitet?

Ich habe relativ früh mit Freunden aus dem Studium eine Lerngruppe gebildet, mit der wir uns wöchentlich getroffen haben. Dabei ging es am Anfang aber weniger um die Vorbereitung auf das Examen als eher um den Austausch unserer Erfahrungen im Referendariat. Mit der Zeit hat sich das Lernpensum erhöht, aber erst in der zweiten „Anwaltsstation”[1] habe ich dann den Examens-Modus angeschaltet und intensiv gelernt.

Meiner persönlichen Erfahrung nach ist es sowohl im Studium als auch im Referendariat wichtig, sich nicht von den anderen verrückt machen zu lassen. Die Hälfte des Stresses kommt nicht vom Stoff, sondern vom Hype um das Examen. Für mich war es wichtig, dazu Abstand zu gewinnen und nicht in der Jura-Bubble unterzugehen.

Also nehmt euch Auszeiten: Legt euch einfach mal ins Schwimmbad und snackt ne Pommes!

Vielen Dank für deine Zeit und deine Antworten!

Wegweiser Referendariat: Kurzratgeber für Jurastudierende

Das MkG-Jura-Studis-Spezial „Wegweiser Referendariat“ gewährt Einblicke in alle Stationen des Rechtsreferendariats – und liefert zudem Informationen und Tipps rund um den Ablauf, das „Gehalt“ sowie das Zweite Staatsexamen.

Bild: Adobe Stock/Nuthawut
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Niklas Mennekes studierte in Freiburg Rechtswissenschaften und absolvierte 2019 sein Erstes Staatsexamen. Er absolvierte seine Wahlstation beim Legal Tech-Unternehmen Codefy und ist dort zurzeit als Legal Engineer und Legal Counsel beschäftigt.

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