Legal Tech Day

Das war der Legal Tech Day 2022

Investitonen in Legal Tech, „War for Talents“ und Digitalisierung der Justiz

Von Charlotte Falk

Die Legal Tech-Branche in Deutschland ist reichlich gewachsen – und erwachsen geworden. Das hat sich beim ersten Legal Tech Day 2022 deutlich gezeigt. Ende September lud der Legal Tech-Verband seine Mitglieder und ausgewählte Gäste zum Branchentreff nach Berlin ein.

Inhaltlich standen beim Legal Tech Day drei Themen auf der Agenda: Die Digitalisierung der Justiz, die Attraktivität von Investitionen in Legal Tech und der War for Talents. Insgesamt kamen über 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, um sich über die Themen der Branche auszutauschen und zu vernetzen. Unter den Gästen waren Kanzleien, Rechtsschutzversicherer, Rechtsabteilungen ebenso wie Technologieunternehmen und Unternehmensberatungen. Auch Vertreter:innen aus Politik und Presse waren vor Ort. Die Qualität der Panels und begleitenden Diskussionen hat gezeigt, in welchem Stadium sich die Legal Tech-Branche befindet. Sie ist den Kinderschuhen längst entwachsen und Legal Tech schon lange kein Buzzword mehr. Anstatt über ferne Zukunft oder potenzielle Gefahren zu sprechen, wurden Erfahrungswerte ausgetauscht und neue Kooperationsmöglichkeiten besprochen. Unser Fazit: Die Rechtsbranche hat das Potenzial von Legal Tech längst erkannt – Berührungsängste gehören der Vergangenheit an!

Digitalisierung der Justiz

Panel 1: Digitalisierung der Justiz (v.l. Kathrin Helling-Plahr, Lars Zimmermann, Sina Dörr, Dirk Hartung, Corinna Budras)

Im Panel über die Digitalisierung der Justiz attestierte Dirk Hartung von der Bucerius Law School Deutschland eine Umbruchstimmung und appellierte an die Verantwortlichen: „Die Studie zeigt – Nichtstun ist keine Option“! Gemeinsam mit der Boston Consulting Group (BCG) und der Bucerius Law School hatte der Legal Tech Verband Deutschland im Juni dieses Jahres eine internationale Studie zur Digitalisierung der Justiz veröffentlicht. Das Fazit: Deutschland hat mehr als zehn Jahre Digitalisierungsrückstand. Das ergab sich aus einem Vergleich mit Vorreiternationen wie Singapur, Österreich, Großbritannien und Kanada. Moderiert von Corinna Budras von der Frankfurter Allgemeine Zeitung ging es im Gespräch mit der FDP-Politikerin Katrin Helling-Plahr und Richterin Sina Dörr um konkrete Herausforderungen und Lösungsansätze. Fokus der Diskussion war stets der Blick in die Zukunft. Lars Zimmermann vom GovTechCampus gab wichtige Impulse, wie Bund und Länder künftig effizienter zusammenarbeiten könnten. Zum Schluss waren sich alle einig: „Die Zeit ist jetzt!”.

Invest in Legal Tech

Panel 2: Invest in Legal Tech (v.l. Dr. Jörn Eschment, Philippa Peters, Dr. Birte Gall, Dr. Philipp Hammerich, Markus Hartung)

Das zweite Panel wurde durch einen Impulsvortrag von Esra Limbacher (SPD, Mitglied des Deutschen Bundestages) zum Thema „Investitionen im Rechtsmarkt” eröffnet. „Legal Tech baut Brücken zwischen Wirtschaft, Justiz und den Bürgern“ so Limbacher. Er appellierte auch an die eigenen Reihen: „Die Abgeordneten müssen mitdenken und ermöglichen.“

Im zweiten Panel ging es dann praxisnah weiter. Markus Hartung moderierte und befragte die Panelisten zu dem Thema neue Geschäftsmodelle. Die Gründerinnen Philippa Peters von Fides und Birte Gall von Erblotse berichteten, wie sie ihre Finanzierungsrunden erhalten haben. Dr. Jörn Eschment von Burford Capital verdeutlichte, welche regulatorischen Herausforderungen es bei Investments in deutsche Legal Techs gibt. Diese machen es Legal Tech-Startups oft schwer, Investoren zu überzeugen. Dr. Philipp Hammerich von rightmart Rechtsanwaltsgesellschaft mbH machte auf die nach wie vor unzureichende Rechtssicherheit für Legal Tech-Unternehmen aufmerksam. Außerdem ermutigte Hammerich alle künftigen Gründer:innen dazu, einfach mutig zu sein und den Blick in die Welt zu wagen.

War for Talents

Panel 3 “War for Talents” (v.l. Sebastian von Glahn, Felipe Molina (Mitte) und Vertrer:innen verschiedener stud. Legal Tech-Initiativen)

Das dritte Panel „War for Talents“ wurde von den studentischen Partnern des Legal Tech Verbands Deutschland gestaltet. Unter der Leitung von Felipe Molina Gaviria (rightmart) diskutierten sechs Talente mit Sebastian von Glahn von Talent Rocket über Idealvorstellungen von Arbeitgebern und Einstiegsgehälter. Die Diskussion zeichnete sich durch absolute Offenheit aus und wurde vom Publikum aktiv mitgestaltet. Von Personalern, Großkanzleien bis hin zu kleinen Unternehmen – alle diskutierten mit. Die Talente auf der Bühne halfen dabei, zu verstehen, was der kommenden Generation an Jurist:innen an einem Job wichtig ist und welche Ansprüche sie mitbringen. Anhand der regen Reaktionen im Publikum zeigte sich, dass hier noch eine Menge Redebedarf besteht. Das Thema „Nachwuchs” bleibt für die Branche eine echte Herausforderung.

Ausblick

Der Legal Tech Day überzeugte zum einen durch die fantastischen Speaker:innen und kurzweiligen Panels. Zum anderen aber auch durch die Stimmung unter den Teilnehmer:innen und in den Pausen. Durchweg wurde sich auf Augenhöhe ausgetauscht – unabhängig von Karrierestufe und Fachrichtung. Auch die Location überzeugte. Mit direktem Blick auf das Reichstagsgebäude setzte der Verband ein Statement in Punkto Politiknähe. Die Veranstaltung endete auf der Rooftop-Terrasse und mit dem Blick auf das nächste Jahr: denn da soll der Legal Tech Day in die zweite Runde gehen.

Legal Tech Vorstand und Geschäftsführung
Der Vorstand des Legal Tech Verbands mit Geschäftsführung versammelte sich über den Dächern Berlins zum Abschlussfoto. (v.l. Alisha Andert, Alkan Dogan, Antonia Pape, Maraja Fistnic, Dr. Valesca Molinari, Philipp Hammerich und Geschäftsführerin Valerie Keilhau)

Bilder: Legal Tech Verband Deutschland
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Charlotte Falk ist Mitgründerin des Legal Tech-Beratungsunternehmens SFS Digital- & Innovationsberatung in München. Sie hält einen Bachelor in Kommunikationswissenschaften & BWL von der Universität Mannheim und begann in dessen Endzügen 2016 ihr Jurastudium. Durch verschiedene Projekte in Kommunikationsberatungen, der Unternehmens-
kommunikation von großen Konzernen aber auch Kanzleien weiß sie ihr Know-how einzusetzen.

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