Das digitale Mindset nach Marco Klock – Eine Anleitung zur Legal Tech-Strategie für kleine und mittelgroße Kanzleien

Von Marco Klock

Legal Tech ist nicht teure Technik, sondern ein Mindset – eine Denkweise, Mentalität oder Haltung, die zu mehr Effizienz beiträgt und Berührungsängste mit Technik abbauen soll. Marco Klock, Gründer der rightmart Software GmbH, welche verantwortlich für Portale wie hartz4widerspruch.de ist, erklärt, wie auch kleine und mittelgroße Kanzleien mit dieser Haltung erfolgreich sind.

Wie sehr wird Legal Tech mein Geschäft beeinflussen? Eine Checkliste

Legal Tech wird nicht jeden Juristen „gleich hart“ treffen. Je häufiger die Fragen in folgender Checkliste positiv beantwortet werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie für die Zukunft gerüstet sind.

  • Arbeiten Sie in einem hochspezialisierten Fachgebiet?
  • Sind Ihre Mandanten für die eigene Konkurrenz schwer zugänglich?
  • Könnte man die Dienstleistungen Ihrer Kanzlei als ein Produkt beschreiben?
  • Betreiben Sie aktives Kanzleimarketing? Haben Sie sich schon mit Online-Marketing auseinandergesetzt?
  • Haben Sie die Wirtschaftlichkeit Ihrer Mandate im Blick – von der Akquisition bis hin zur Bearbeitung?

Legal Tech in die Kanzlei einbinden – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

  1. Den Fokus finden

Listen Sie alle Mandate der letzten 24 Monate systematisch auf: Aus welchen Rechtsgebieten kamen sie? Welche Ansprüche gab es? Auch Daten wie Altersstruktur oder sozialer Hintergrund spielen eine Rolle. Am Ende der Analyse sollten sich die wichtigsten Mandatsarten heraus kristallisieren. Welche sind die lukrativsten? Wie komme ich an diese heran? Wer seine Zielgruppe genau kennt und ihre Bedürfnisse versteht, wird sich auch langfristig an sie binden.

  1. Denken Sie in Rechtsprodukten

Nachdem die wichtigsten Zielgruppen definiert wurden, geht es im nächsten Schritt darum, sich in sie hineinzuversetzen: Was wollen meine wichtigsten Mandanten und was kann ich ihnen bieten? Hier hilft es, in Rechtsprodukten zu denken. Wer seine Dienstleistung als eine „Sache“ betrachtet, muss Zielgruppe, Prozesse und Qualitätsmerkmale genau auf den Punkt bringen. Die wichtigsten Beispiele für produktbasierte Rechtsdienstleistung: hartz4widerspruch.de (Prüfung des Hartz 4-Bescheids), flightright.de (Fluggast-Entschädigung), myright.de (Abgasskandal).

  1. Hürden ausmerzen

Das Geheimnis der oben genannten Rechtsprodukte: die sogenannte convenience – zu Deutsch Bequemlichkeit. Wie Amazon, Google & Co., haben sie es geschafft, sämtliche Hürden für ihre Kunden auszuschalten. Ob Beschreibung, Preisgestaltung, Kommunikation oder Ablauf der Dienstleistung – machen Sie es Mandanten so einfach wie möglich, sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen. Feedback-Mechanismen sind dabei unerlässlich, um sich weiter zu verbessern, zum Beispiel durch einen Bewertungsbogen.

  1. Marketing muss messbar sein

Setzen Sie auf messbare Maßnahmen im Kanzleimarketing. Lange waren Werbung und Marketing für Juristen aus berufsrechtlichen Gründen ein nicht erschließbares Feld. In Zeiten von Legal Tech ist es zu einem wichtigen Werkzeug geworden. Versuchen Sie, bei der Wahl ihrer Marketinginstrumente darauf zu achten, Erfolge messbar zu machen. Besonders im Online-Marketing gibt es hier bezahlbare und mächtige Tools: Google Adwords, Google Analytics, Facebook Business Manager, XING, aber auch Newsletter-Marketing. Experimentieren Sie und finden Sie heraus, welche Plattformen für Sie die meisten Erfolgschancen bringen. Zu den gängigsten Instrumenten gehört die eigene Kanzleiwebsite, ein YouTube-Kanal sowie Twitter und Facebook.

Weitere Tipps für erfolgreiches Kanzleimarketing gibt es auf kanzleimarketing.de.

Tools zur Effizienzsteigerung – auch für kleine Budgets

Mit dem Erfolg steigt auch die Notwendigkeit, Prozesse schlanker zu gestalten und zu automatisieren: Jetzt kommt Software ins Spiel! Bereits kostenlose Tools wie Google Drive (Eine Cloud und automatische Texterkennung helfen bei der Digitalisierung von Akten.), Google Sheets (CRM-System) oder Microsoft OneNote (internes Wissensmanagement und Zusammenarbeit) können die Arbeitsprozesse in der Kanzlei verschlanken.

Weitere branchenunabhängige Tools aus der Welt des Cloud-Computing:

  • Zendesk: Verwaltung von Kanälen wie YouTube, Facebook, E-Mails und Telefon
  • WebMerge: Dokumentenerstellung auf Grundlage von Formeln
  • SignatureIT: Rechtssichere Unterzeichnung wichtiger Dokumente
  • Candis: Buchhaltung und Controlling

Es lohnt sich, sich intensiv mit derartigen Werkzeugen auseinanderzusetzen, auch wenn es anfangs schwer erscheint.

Fazit: Fünf Säulen für ein erfolgreiches Legal Tech-Mindset

Zu Legal Tech gehört nicht nur Technik, sondern auch die Bereitschaft, eigene Prozesse zu hinterfragen und den Kern der eigenen Dienstleistung auf den Punkt zu bringen.

Hier noch mal alle Säulen des „Legal Tech-Mindsets“ im Überblick:

  • Fokus
  • Produkt
  • Marketing
  • Vertrieb
  • Software/Automatisierung

Im Buch „Legal Tech – Die Digitalisierung des Rechtsmarkts“ von Hartung/Bues/Halbleib stellt Marko Klock seine Strategie noch detaillierter dar. Weitere Informationen und eine Bestellmöglichkeit finden Sie auf beck-shop.de.

Auf legal-tech.de gibt Patrick Prior eine ausführliche Rezension zum Buch „Legal Tech – Die Digtalisierung des Rechtsmarkts“ von Hartung/Bues/Halbleib

Fotolia: Fotolia/peshkova
Marco Klock
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Marco Klock ist Co-Founder und CEO der Unternehmen und Marken wie rightmart, casecheck, edicted. und Atornix. Seit 2016 kümmern sich die Legal Tech-Unternehmen mit eigenen Kanzleien und ca. 70 Mitarbeitern um die Rechtsprobleme von Verbrauchern – kategorisiert in Rechtsprodukte wie jenes von hartz4widerspruch.de. Mehr als 25.000 Mandate pro Jahr werden bundesweit geführt. Als CEO kümmert sich Marco Klock um die strategische Ausrichtung und das Management der Unternehmen. Er will zeigen, warum die Kanzlei von morgen kein Hightech ist und Legal Tech und Digitalisierung für jede Kanzlei umsetzbar sind.

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