Von Patrick Prior
Praktischer Legal Tech-Ratgeber für mittelständische Kanzleien
Seit Anfang 2019 gibt es ein weiteres Buch mit dem Begriff „Legal Tech“ im Titel. Es trägt den Namen „Legal Tech – Die digitale Transformation in der Anwaltskanzlei“ und wurde verfasst von den Autoren Christian Solmecke, Dr. Petra Arends-Paltzer und Robin Schmitt. Das 500 Seiten umfassende Werk ist in fünf Teile und 17 Kapitel gegliedert. In diesem Beitrag erklärt Legal Tech-Experte Patrick Prior, warum das Buch besonders für kleine bis mittelgroße Kanzleien geeignet ist.
Teil I – Was ist Legal Tech
Im ersten Teil des Buches werden die bekanntesten Legal Tech-Unternehmen vorgestellt, sortiert nach den drei Anwendergruppen Kanzleien, Rechtsabteilungen und Endkunden (Mandanten). Kein wichtiger Legal Tech-Bereich wird ausgelassen, wenn manchmal auch nur kurz behandelt. Von Kanzleisoftware über Chatbots, Dokumentenautomation, Dokumentenanalyse und der Blockchain wird Kanzleien und Rechtsabteilungen aufgezeigt, was sich in den letzten Jahren im Bereich Legal Tech getan hat. Außerdem werden die bekanntesten Legal Tech-Firmen für Verbraucher aufgeführt und deren Geschäftsmodelle erklärt.
Teil II – Moderne Marketing-Strategien
Im zweiten Teil des Buches geht es um moderne Marketingstrategien[1]. Hier wird Anwälten aufgezeigt, wie sie neue, eigene Konzepte entwickeln und eine Nische im umkämpften Rechtsmarkt finden können. Zusätzlich geben die Autoren Tipps bei der Suche nach guten Marketing-Dienstleistern. Es folgt eine Anleitung zum sogenannten Selbst-Marketing. Darin wird erklärt, wie Kanzleien ihre Zielgruppe definieren, Wettbewerber erkennen, eine Landingpage als Rechtsprodukt-Webseite erstellen und damit neue Mandanten gewinnen können.
Teil III – Digitale Akquise
Der dritte Teil behandelt ausgiebig das Thema der digitalen Akquise. Hierbei geht es zunächst um die Erstellung einer Webseite und deren Vermarktung (Suchmaschinenoptimierung bzw. SEO, SEA, Tracking Tools, Bewertungsportale u. a.). Außerdem werden die Themen Newsletter, Social Media (YouTube, Facebook, Twitter u. a.) und die Pressearbeit für Kanzleien beleuchtet. Speziell Mit-Autor Christian Solmecke bringt hier seine Erfahrungen aus vielen Jahren der digitalen Mandantengewinnung ein.
Teil IV – Digitale Abarbeitung
Sollte man sich entschieden haben, Rechtsprodukte anzubieten, und diese zu bewerben, geht es im vierten Teil des Buches um die Abarbeitung der so neu gewonnenen Mandanten. Dazu wird moderne Kanzleisoftware vorgestellt und die Vorteile des Cloud-Computing erklärt. In diesem Zusammenhang werden auch digitale Workflows in der Kanzlei besprochen, der richtige Umgang mit Daten und auch das beA erhält ein eigenes Kapitel. In diesem Abschnitt geht es um die konkrete Umsetzung der modernen Arbeitsweise einer Kanzlei, wie sie in Zukunft sicherlich immer unverzichtbarer werden wird.
Teil V – Ausblick auf Legal Tech 3.0
Im letzten Teil des Buches geht es um neue digitale Business-Modelle und digitale Marktplätze. Hier werden höchst interessante Modelle aufgezeigt, wie sich die Rechtsbranche in anderen Staaten bereits entwickelt hat und es hierzulande vielleicht auch noch tun wird. Beispiel: Rechtsanwälte, die sich unter einer Marke vereinen und so ein Franchise-Modell ermöglichen, ähnlich dem Konzept der Fast Food-Ketten Subway oder McDonalds. Ein weiteres Modell ist das Walmart-Modell, welches Rechtsberatung im Supermarkt anbietet, um näher am Kunden zu sein. Nicht zuletzt wird ein Blick ins Ausland geworfen und geschaut, wie sich Rechtsanwälte in anderen Ländern bei der Digitalisierung schlagen.
Unterschiede zu den bisherigen Legal Tech-Büchern
Im Gegensatz zu den beiden bisher erschienenen deutschen Legal Tech-Büchern „Legal Tech: Die Digitalisierung des Rechtsmarkts“ und „Rechtshandbuch Legal Tech“ ist das vorliegende Buch weniger ein theoretisches Werk über die Veränderung in der Rechtsbranche, sondern zeigt konkret auf, was man als Rechtsanwalt tun kann, um Legal Tech nutzbar und seine Kanzlei für die Zukunft fit zu machen. Möchte man sich konkreter über den Legal Tech-Markt, ein neues Mindsetting, die Blockchain oder über rechtstheoretische Problematiken informieren, sollte man sich zusätzlich die beiden anderen Bücher kaufen. Interessiert man sich bei Legal Tech allerdings mehr für das eigene Fortkommen in einer kleineren oder mittelständischen Kanzlei, ist das vorliegende Werk eine große Bereicherung. Für Rechtsabteilungen oder Großkanzleien ist es allerdings nur in einigen Teilen interessant. Auch Rechtsanwälte, die Marketing kritisch gegenüber stehen, finden hier möglicherweise nur den Teil über Legal Tech-Software interessant.
Fazit: „Must Have“-Werk für kleine und mittelgroße Kanzleien
Bezogen auf die Zielgruppe „Rechtsanwälte in kleineren und mittelgroßen Kanzleien“ kann nur jedem Anwalt empfohlen werden, sich dieses Werk zu kaufen und ausführlich zu studieren, egal in welchen Rechtsgebieten man tätig ist. Für Rechtsanwälte in Großkanzleien und Unternehmensjuristen ist das Buch auch interessant, aber viele Kapitel sind nicht für sie geschrieben. Legal Tech geht immer Hand in Hand mit Marketing, Kundenakquise und der Änderung der bisherigen Arbeitsprozesse (Disruption). Dieses Buch bringt genau das auf den Punkt und liefert dazu wertvolles und direkt umsetzbares Wissen.
[1] Weitere Tipps rund um Kanzleimarketing finden Sie auf kanzleimarketing.de.
Fotos: © Rheinwerk Verlag
Patrick Prior ist Jurist, Legal Tech-Experte und Inhaber der Legal Tech Software- und Beratungsfirma Advotisement®. Außerdem betreibt er das Legal Tech-Verzeichnis.