Von Anselm Appel
Das Legal Tech-Startup 42DBS GmbH veranstaltet am 12.10. in München einen Workshop unter dem provokanten Titel „Legal Tech for Dummies“. Im Interview erklärt Mitarbeiter Anselm Appel, warum sich mit einer praktischen und experimentierfreudigen Herangehensweise meist erfolgreichere Legal Tech-Projekte umsetzen lassen als mit detailverliebten Perfektionismus.
Herr Appel, für welche Zielgruppe lohnt sich der Besuch Ihrer Veranstaltung „Legal Tech für Dummies“ insbesondere (kleine/große Kanzleien, Entwickler, Unternehmen etc.)?
Wir veranstalten den Hackathon gemeinsam mit der Munich Legal Tech Student Association und für deren Mitglieder. Eingeladen sind alle Legal Tech-Interessierten aus den Bereichen Legal (Juristinnen und Juristen, Jurastudierende etc.) und Tech (Informatikstudierende, Legal Engineers etc.), die Legal Tech erleben und ausprobieren möchten. Dabei ist die Größe der Kanzlei, der Rechtsabteilung oder des Unternehmens zweitrangig.
Mit dem Veranstaltungstitel „Legal Tech für Dummies“ betonen Sie ja eindeutig, dass man keine technischen Vorkenntnisse braucht, um Ihr Tool anzuwenden. Sollte man als Anwalt/in die/der sich mit Legal Tech beschäftigt nicht aber doch gewisse Grundkenntnisse besitzen bzw. wie ernst ist die Bezeichnung „Dummies“ gemeint?
Gewisse Grundkenntnisse in IT und Programmierung helfen natürlich, schneller ans Ziel zu gelangen. Wichtiger sind jedoch die Bereitschaft und das Interesse sich mit Neuem auseinanderzusetzen und Neues auszuprobieren. Auch die Fähigkeit, Arbeitsvorgänge zu erkennen und diese in Teilschritte zu untergliedern und anzuordnen sind von enormem Vorteil. Das Denken in Workflows zu erlernen, kann eine größere Hürde sein als IT-Kenntnisse zu erwerben.
Welche Rolle wird die studentische Legal Tech-Initiative ML Tech Munich auf der Veranstaltung spielen?
Wir haben das gesamte Konzept „Legal Tech for Dummies“ in enger Zusammenarbeit mit der ML Tech im vergangenen Jahr geplant. Auf der Veranstaltung hilft uns ML Tech zum einen bei der Organisation und Durchführung und zum anderen mit Anstößen für Inhalte, die wir während des Hackathons vermitteln.
Welche Ziele verfolgen Sie mit der Veranstaltung?
Wir möchten Legal Tech-Interessierten die Möglichkeit geben, ein eigenes Tool innerhalb von wenigen Stunden selbst zu erschaffen und dadurch zeigen, dass Legal Tech ganz einfach geht. Zusätzlich wollen wir vermitteln, dass Software als Unterstützung und Hilfe für die Anwältin bzw. den Anwalt genutzt werden kann und die Qualität der Arbeit und der Anwalt-Mandant-Beziehung steigert.
Mit welchen Schwierigkeiten bzw. ersten Fragen haben Anwältinnen und Anwälte, die sich zum ersten Mal mit Legal Tech-Tools beschäftigen anfangs zu kämpfen; bzw. was sind die gängigsten Anfängerfehler im Umgang mit Legal Tech?
Zwei Herausforderungen erleben wir relativ häufig: Zum einen ist das erste Legal Tech-Projekt häufig zu groß oder zu komplex. Man sollte sich einen kleinen Teilbereich (wie z.B. die digitale Mandatsanlage) heraussuchen, ausprobieren und schnelle Erfolge anstreben statt große Projekte aufzusetzen. Zum anderen erleben wir häufig, dass es innerhalb der Projekte immer wieder zu „Perfektionismus“ oder „Detailverliebtheit“ kommen kann, die die Umsetzung verlangsamen. Hier ist es wichtig, immer das Große Ganze im Blick zu behalten und pragmatische Lösungen im Sinne einer schnellen Umsetzung zu finden. Für Letzteres sind das gegenseitige Verständnis und der ständige Dialog zwischen „Legal“ und „Tech“ unabdingbar.
Warum sollte man an einer solchen Legal Tech-Veranstaltung teilnehmen? In letzter Zeit sprießen diese ja alle aus dem Boden….
An unserer Veranstaltung sollte man teilnehmen, da tatsächlich etwas erschaffen wird und Legal Tech entsteht. Darüber kommt man viel besser in einen Dialog und eine Diskussion über Legal Tech im Allgemeinen. Man kann immer besser über etwas reden, wenn man selbst damit Erfahrungen gemacht hat. Nach unserer Wahrnehmung werden auf den meisten Legal Tech-Veranstaltungen theoretische Inhalte vermittelt und Technologien der Zukunft diskutiert. Ist es für eine Kanzlei nicht spannender zu erleben, welche Technik ich jetzt schon einsetzen kann und vor allem wie ich sie einsetzen kann?
Anbieter von Legal Tech-Tools werben immer mit „intuitiver Bedienung“. Was macht diese überhaupt aus?
Intuitive Bedienung durch eine gute User Experience ist eine eigene Disziplin für sich. Tech Firmen wie z.B. Apple haben Bench Marks gesetzt und zeigen, dass Technik ohne Betriebsanleitung auskommen kann. Im ersten Schritt muss die Nutzerin oder der Nutzer an die Hand genommen werden, darf nicht verwirrt sein und muss sich mit der Software wohlfühlen. Erstrebenswert ist es darüber hinaus, dass die Nutzerin bzw. der Nutzer sogar Spaß beim Bedienen der Software hat und sich dafür begeistert – „Gamification“ lautet hier das Stichwort.
Herr Appel, ich danke vielmals für das Gespräch!
Foto: Adobe/Monkey Business Images
Anselm Appel ist Business Developer bei 42 Digital Business Solutions und für der Vermarktung der ShakeSpeare Software in der DACH-Region zuständig. Er hat lang-
jährige Erfahrung im Bereich Legal Software und zahlreiche Projekte in den Bereichen Automatisierung von Massenverfahren, Legal Process Outsourcing und Legal Robotic Process Automation für Kanzleien und Legal Tech-Startups durchgeführt.