Bucerius Herbsttagung

Altbewährtes und Innovation Hand in Hand: 11. Herbsttagung des Bucerius CLP zur „Ambidextrie“ als Strategie für Kanzleien und Rechtsabteilungen

Von Dr. Hariolf Wenzler

Das Alte nicht lassen und das Neue trotzdem beginnen. Das ist wohl die kürzeste Erläuterung von „organisationaler Ambidextrie“, wobei der Begriff selbst für „Beidhändigkeit“ steht. Viele Industrien stehen vor der Herausforderung, ihr Geschäftsmodell hinterfragen oder gar ganz neu aufstellen zu müssen. Gleichzeitig läuft das bestehende Geschäft weiter: Zeitungen, Zeitschriften und Bücher werden noch immer auf Papier verkauft, es wird noch immer gedruckt, gefaxt, analog telefoniert und mit Tinte unterschrieben. Noch immer werden Reisen in Reisebüros gebucht, Lebenspartner:innen im realen Leben gefunden, Waren im Laden gekauft und mit Bargeld bezahlt. Aber will man darauf setzen, dass dies immer so bleibt? 

Die Herbsttagung des Bucerius Center on the Legal Profession am 18. und 19. November zeigt Wege auf, wie man das eine tun kann, ohne das andere zu lassen. Gerade im Rechtsmarkt spielen Strategie und Timing dafür eine entscheidende Rolle: Wie nutze ich neue Chancen – und wann lohnt sich ein Investment in digitale Abläufe und Geschäftsmodelle? Wie nutze ich mein bestehendes Geschäftsmodell möglichst lange? Wie binde ich Mandant:innen und entwickle neue Themen im bestehenden, erfolgreichen Setup? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der diesjährigen Konferenz, die sich als Leitveranstaltung für Managing Partner und General Counsel etabliert hat.

Den Auftakt macht Charles O’Reilly, Professor an der Stanford Graduate School of Business und quasi der Erfinder der organisationalen Ambidextrie. Er wird anhand von Beispielen erklären, wie der Aufbau neuer Geschäftsmodelle funktionieren kann, ohne die profitablen Standbeine vernachlässigen zu müssen; wie sich Organisation und Mindset darauf ausrichten lassen und worin der Beitrag der Führungspersonen liegt. Unter dem Motto „Explore or Exploit“ werden in einer anschließenden Paneldiskussion Expert:innen aus Kanzleien und Rechtsabteilungen schildern, wie beides gleichzeitig gelingen kann. Mit Praxisbeispielen wird erläutert, wie neue Einheiten und Geschäftsmodelle ganz konkret funktionieren können, welche Herausforderungen sie bestehen müssen und welche Erfolgsfaktoren kritisch sind – Spoiler: Geld ist selten das Problem. Ob „Profit“ und „Purpose“ kombinierbar sind, wird eine weitere, hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion zeigen, die sich mit diesem und weiteren aktuellen Trends auseinandersetzt.

Trends auf Führungsebene

Im Rahmen der Herbsttagung wird wieder eine Studie exklusiv vorgestellt, die in diesem Jahr gemeinsam mit Egon Zehnder erstellt wird. Sie befasst sich mit Führung in der Zukunft, welche Trends für Führungskräfte in Kanzleien und Rechtsabteilungen noch relevanter werden, und natürlich auch damit, inwieweit diese Trends neue Mindsets und Fähigkeiten erfordern. Abgerundet wird die Tagung durch einen weiteren, intensiven Online-Workshoptag, bei dem sich erste Erkenntnisse gleich umsetzen lassen. U. a. bieten die Tagungspartner Bryter und WoltersKluwer Lösungen an, mit deren Hilfe aus den guten Absichten gleich konkrete Projekte werden können.

Und weil es sich um die wichtigste Tagung des Jahres handelt, die auch schon als „Klassentreffen des Rechtsmarkts“ bezeichnet wurde, kommt auch das Networking nicht zu kurz. Schließlich sind und bleiben wir ein „people’s business“.

Foto: Bucerius Herbsttagung
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Dr. Hariolf Wenzler ist CEO der Kanzlei YPOG und verantwortet in dieser Funktion das Management der Kanzlei sowie die Entwicklung und Ausgründung neuer, digitaler Geschäftsmodelle. Vor seinem Wechsel zu YPOG im April 2019 war er mehrere Jahre für die Geschäftsentwicklung der internationalen Anwaltskanzlei Baker McKenzie verantwortlich. Er hat mit ReInvent.Law den ersten Legal Innovation Hub in Kontinentaleuropa initiiert.

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