Suchmaschinenoptimierung: Technik nutzen, um Menschen zu erreichen

Von Pia Löffler

„Legal Tech“ hat viele Gesichter. Je nachdem wie eng bzw. weit man diesen relativ unbestimmten Begriff ziehen will, kann man auch Suchmaschinenoptimierung – kurz SEO – zur Mandantenakquise im Internet unter diesen Begriff subsumieren.

Geht es um SEO, stellt sich schnell folgende Frage: Stellt man die Algorithmen von Google in den Vordergrund, die die Platzierung innerhalb der Trefferliste maßgeblich beeinflussen, oder orientiert man sich an Usern aus Fleisch und Blut, die man als Mandanten gewinnen will?

Fakt ist: Google ist der Maßstab  

Wer in den Trefferlisten relevanter Suchmaschinen mit seiner Kanzleiwebsite auf „Seite 1“ zu finden ist, hat gute Chancen, Mandanten im Internet zu akquirieren. Natürlich geht es deshalb bei SEO darum, für passende Suchanfragen mit der eigenen Website möglichst auf „Seite 1“ sichtbar zu sein – und DIE Suchmaschine ist mit mehr als 90 Prozent Marktanteil nun einmal Google. Deswegen ist es nicht verkehrt, die Suchmaschinenoptimierung der Kanzleiwebsite an den Algorithmen von Google zu orientieren – im Gegenteil.

SEO ja, aber bitte nicht um jeden Preis

Übertreiben sollte man SEO dennoch nicht. Trotzdem stoße ich oft auf Internetseiten, die vor Keywords so strotzen, dass man relevante Inhalte zwischen den Wörtern „Rechtsanwalt“, „Ort“ und „Rechtsgebiet“ förmlich suchen muss. Auch wenn solche Webseiten teilweise für bestimmte, mehr oder weniger relevante Suchbegriffe gefunden werden, fragt man sich doch: Wie kann man bei der Websitegestaltung so wenig Rücksicht auf die Nutzer nehmen, die die Internetseite finden? Denn Nutzer, die eine Kanzleiwebsite finden, sind potenzielle Mandanten. Und hört man sich im Kollegenkreis um, erfährt man hin und wieder, dass sogar aus unmittelbaren Empfehlungen keine Mandate werden, weil der potenzielle Mandant die Website abschreckend fand*. Das darf nicht passieren!

Denn letztlich richtet sich eine Onlinepräsenz an Menschen, nicht eine Suchmaschine. Deswegen muss jede Onlinepräsenz – insbesondere die Kanzleiwebsite – nicht nur Google überzeugen, sondern auch Menschen aus Fleisch und Blut. Und das funktioniert sicherlich nicht mit „Keyword-Friedhöfen“, wie man sie leider immer noch antrifft.

Die Maschine lernt dazu – im Sinne der Nutzer

Hinzu kommt ein wichtiger Faktor: Google „lernt“. Was vor fünf Jahren erfolgreiche SEO-Praxis war, kann heute das Gegenteil bewirken. Google wertet z.B. zu stark konzentrierte Keywords nicht mehr positiv, sondern ggfs. als Betrugsversuch. Und m.E. wird Google auch hier weiter „lernen“: Wer also heute noch mit einer Website an der Grenze zur Überoptimierung Erfolg hat, kann damit bald auf der Strecke bleiben.

Denn gerade Google wird immer wieder um neue Parameter bzw. Algorithmen ergänzt. Im Fokus steht dabei, Nutzern bestmöglich aufbereitete, möglichst umfassende Informationen rund um den eingegebenen Suchbegriff anzuzeigen. So spielen inzwischen bei der Bewertung von Seiteninhalten durch Suchmaschinen auch Semantik und die Tatsache, dass Themen vielschichtig behandelt werden, eine Rolle.

Gute Inhalte werden künftig also immer wichtiger werden – Inhalte, die dem Nutzer wirklich weiterhelfen. Das sollte man sich bei der Gestaltung aller SEO-Maßnahmen vor Augen halten: Google stellt den Nutzer in den Fokus.

Mut zur Entscheidung  

SEO ist aber nicht alles und vor allem nicht wichtig für jeden. Es kann richtig sein, sich mit Internetpräsenzen unabhängig von Google & Co. zu machen, gerade wenn Ihre Kanzlei nicht von Mandantenakquise im Netz abhängig ist. In diesem Fall ist die Google-Platzierung Ihrer Kanzleiwebsite für bestimmte Suchbegriffe in der Tat vollkommen egal.

Dann zählt tatsächlich nur eines: der Mut, auf SEO zu verzichten und sich auf eine hochwertige individuelle Darstellung der Kanzlei zu konzentrieren. Wer sich das leisten kann, sollte das m.E. tun. Denn das bietet unendliche Gestaltungsfreiheiten, weil Sie unabhängig sind von Keyword-Überschriften, SEO-Inhalten und langen Texten mit einer bestimmten Suchbegriff-Dichte. Sie können sich vollkommen auf die Kommunikation mit Menschen fokussieren. Hier ist allein die Reduzierung schon eine Aussage.

Den Stier bei den Hörnern packen

Legal Tech in der Gestalt von „SEO für Rechtsanwälte“ sorgt auch beim Thema Mandantenakquise für einen grundlegenden Wandel in Richtung Technik. Aber Suchmaschinenoptimierung, die sich nur an technischen Algorithmen orientiert, hat keine Zukunft – so zumindest meine Meinung.

SEO-Maßnahmen dürfen den Nutzer nie außer Acht lassen: Landet ein Mensch aus Fleisch und Blut als Ergebnis von Suchmaschinenoptimierung z.B. auf Ihrer Kanzleiwebsite, muss Ihre Kanzlei mit einem gut aufbereiteten Informationsangebot und kompetenten, sympathischen Beratern individuell überzeugen. Dienstleistungen von Rechtsanwälten sind nicht absolut über den Preis vergleichbar wie Turnschuhe oder andere Konsumartikel: Das Zünglein an der Waage bei der Entscheidung für oder gegen einen Anwalt ist letztlich oft die Sympathie und die individuelle Ausstrahlung, nicht Algorithmen – vergessen Sie das nicht!

Haben Sie also keine Angst vor der Maschine Google, sondern packen Sie den Stier ordentlich bei den Hörnern und nutzen Sie Suchmaschinen dafür, im Netz effizient auf sich aufmerksam zu machen –und dann vor allem dazu, als Mensch und kompetenter Berater zu überzeugen.

* Dieses Feedback kommt dann wiederum über den „Empfehlenden“ zur Kanzlei!

Foto: Fotolia/denisismagilov

Pia Löffler

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Pia Löffler ist Rechtsanwältin und Mitinhaberin der Boutique-Agentur anwalts.marketing. Sie unterstützt Anwalts- und Steuerkanzleien im Bereich Kanzleimarketing und ist Herausgeberin der Seite kanzleimarketing.de

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