Legal Hackathon Cologne

„Man wird sofort herzlich aufgenommen – und die Begeisterung steckt einfach an.“

Erfahrungsbericht vom Legal Hackathon Cologne 2025

Kreativität, Teamgeist und technisches Know-how: Beim diesjährigen Legal Hackathon Cologne, organisiert von Wolters Kluwer und RSM Ebner Stolz mit Unterstützung des Gateway der Universität zu Köln und dem Legal Tech Lab Cologne, kam wieder alles zusammen, was die Legal-Tech-Community ausmacht. Unter den insgesamt elf Teams konnte sich in diesem Jahr „Justi-Aid“ durchsetzen.

Die Idee: eine KI-gestützte Software, die Justizfachangestellte bei Routineaufgaben unterstützt und gleichzeitig Bürgerinnen und Bürgern mehr Transparenz in Gerichtsverfahren ermöglicht. In diesem Beitrag berichten die Mitglieder des Siegerteams, wie sie den Hackathon erlebt und ihre Siegeridee entwickelt haben.

Siegerteam des Legal Hackathons Cologne 2025

Wenn Ideen geteilt werden, entsteht Neues

Einige von uns sind Wiederholungstäter. Für sie ist der Hackathon vertrautes Terrain, andere wagten sich zum ersten Mal an dieses Format. Diese Mischung erwies sich als ideal: Von Beginn an herrschte eine offene, kollegiale Atmosphäre, die sofort inspirierend wirkte. Die Stimmung war großartig und man spürte sofort, dass alle aus purer Neugier und Leidenschaft für Innovation dabei sind. Wer schon einmal dabei war, wusste: Der Hackathon hat eine lebendige und hilfsbereite Community – und ist ein Ort, an dem man voneinander lernt, Ideen teilt und gemeinsam über den Tellerrand schaut. Hannah-Rebecca hat als Ideengeberin die Projektidee für Justi-Aid in der Eröffnungs-Pitch-Runde vorgestellt. Davon begeistert, hat sich unser Team schnell zusammengefunden. Mit unseren unterschiedlichen Disziplinen, Denkweisen und Arbeitsstilen haben wir uns vom Start weg ergänzt und schnell zu einem produktiven Miteinander gefunden.

Vielfältige Skills – ein gemeinsames Ziel

Was uns als Team stark gemacht hat, war die Mischung aus unterschiedlichen Hintergründen. Juristische Kompetenz traf auf technisches Wissen und wirtschaftliches Denken. Jeder konnte seine Stärken einbringen – vom Coding über Prozessverständnis bis hin zur Kommunikation. Vereint hat uns die gemeinsame Begeisterung für digitale Innovation. Dank dieses Zusammenspiels konnten wir die Herausforderungen der Justizverwaltung aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten und Lösungen entwickeln, die sowohl technisch machbar als auch praxistauglich sind.

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Von der Idee zum Prototyp: Justi-Aid

Mit Justi-Aid wollten wir zeigen, wie Künstliche Intelligenz den Justizalltag erleichtern kann – ohne den Menschen zu ersetzen. Das Tool übernimmt wiederkehrende Aufgaben wie die Eintragung von Fristen, die Terminorganisation oder Benachrichtigungen bei Prozessverschiebungen. Oft werden diese Informationen noch per Post verschickt – mit der Folge, dass Briefe verspätet eintreffen oder gar nicht zugestellt werden. Das ist für die Beteiligten extrem frustrierend.

Unsere Lösung digitalisiert diesen Prozess und sorgt dafür, dass alle Parteien rechtzeitig informiert sind. Ergänzt wird die Software durch eine Bürger-App, die Transparenz schafft: Nutzerinnen und Nutzer können dort einsehen, wann ein Termin stattfindet, Rückfragen stellen oder etwa eine Krankmeldung übermitteln. Der entwickelte Prototyp konnte bereits Fristen automatisch verwalten und Termine über einen integrierten Kalender koordinieren. Unsere Software priorisiert Aufgaben und filtert das, was tatsächlich juristische Prüfung erfordert. So wird die Arbeit effizienter und übersichtlicher. Die Jury konnten wir besonders mit der Verbindung aus Praxisnähe, Automatisierungspotenzial und Bürgerorientierung überzeugen. So eine Art von Software ist bisher einzigartig.

48 Stunden voller Ideen, Austausch und Energie

Der Hackathon war für uns ein intensives Wochenende, geprägt von Konzentration, Austausch und Begeisterung. Innerhalb kürzester Zeit entstand ein greifbares Produkt – von der ersten Idee über die technische Umsetzung bis zur Präsentation. Es ist beeindruckend zu sehen, was entstehen kann, wenn Menschen mit so viel Enthusiasmus zusammenarbeiten. Zu Beginn des Hackathon sind wir direkt ins Brainstorming gegangen und haben überlegt, wie wir uns aufstellen. Eine Zeitstruktur ist enorm wichtig, damit die Aufgaben klar verteilt werden und man sich immer wieder abspricht, um Ergebnisse zu verknüpfen.

Wir haben uns auch alle Pitches der anderen Teams angehört und waren fasziniert, wie unterschiedlich die Ansätze sind – von KI-basierten Workflows bis hin zu cleveren Automatisierungsideen. Die unterschiedlichen Ansätze zeigten, an wie vielen Punkten die Digitalisierung des Rechtswesens ansetzen kann – und wie viel Innovationspotenzial in der Branche steckt. Trotz des Wettbewerbs herrschte eine bemerkenswerte Kollegialität unter allen Teilnehmenden.

Der gegenseitige Respekt und das Interesse an den Lösungen anderer Teams machten die Veranstaltung zu einer inspirierenden Erfahrung. Es herrschte eine unglaubliche Wertschätzung füreinander. Ob beim Pitchtraining oder beim Sparring:  Die Mentor:innen waren eine wirkliche Hilfe und haben uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Wir wurden sogar bis spät in den Abend mit Getränken versorgt. Wolters Kluwer und RSM Ebner Stolz zeichnen sich durch ihre bemerkenswerte Organisation aus,

KI in der Justiz

Die Zukunft von Justi-Aid

Nach dem Hackathon ist für uns klar: Wir arbeiten weiter an der Umsetzung von Justi-Aid. Ziel ist es, den Prototyp zu einer marktreifen Lösung zu entwickeln, die Justizmitarbeitende dauerhaft entlastet und zugleich Bürgerinnen und Bürgern einen transparenten Zugang zu Informationen bietet. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, wie sich die Vergabeverfahren gestalten und ob Fördermittel bereitgestellt werden. Davon hängt entscheidend ab, wie schnell digitale Anwendungen wie Justi-Aid in die Praxis gebracht werden können. Wir sind optimistisch und überzeugt, dass der Bedarf und die Bereitschaft zur Veränderung vorhanden sind.

Fazit: Offenheit – nicht Vorwissen – ist entscheidend

Der Legal Hackathon 2025 war für uns mehr als ein Wettbewerb – er war eine Erfahrung voller Kreativität, Teamgeist und Motivation. Wir haben erlebt, wie aus einer Idee ein Prototyp wird, wie sich Fachdisziplinen ergänzen und wie stark die Legal-Tech-Community in Deutschland zusammenhält. Wir können wirklich jedem empfehlen teilzunehmen. Man wächst über sich hinaus und merkt, wie viel sich in kurzer Zeit bewegen lässt. Dabei muss man weder Jurist oder Juristin noch IT-Profi sein, um beim Hackathon mitzumachen. Entscheidend ist die Offenheit, sich auf Neues einzulassen.

Bilder: Wolters Kluwer Deutschland
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Alexander Boll ist Senior Account Manager mit mehrjähriger B2B-Vertriebserfahrung (u. a. bei Vodafone im Bereich Digitalisierung und Automatisierung von Mittelstandsunternehmen.) Er ist Spezialist für Sales, Business Development und Finanzplanung und wurde bei Legal- und GovTech-Hackathons mehrfach ausgezeichnet.

Sarah Wiesenborn ist selbstständige Beraterin für Geschäftsprozessoptimierung (WILIEPRO) mit zwölfjähriger Erfahrung im Business Process Management und fünfjähriger Erfahrung mit Projekten in der Justiz.

Fabian Heeb-Horster ist Legal Engineer mit Schwerpunkt auf das Zusammenspiel von Recht und Technologie, insbesondere in den Bereichen Automatisierung, Kl und digitalen Geschäftsprozessen. Er ist aktuell in Funktionen tätig, die Strategie, Produktentwicklung und Legal Tech verbinden.

Dante Browder ist Diplom-Jurist und Werkstudent bei Kremer Legal mit Schwerpunkt auf Legal Tech, Automatisierung und Kl-gestützten Lösungen. Er hat Erfahrung in der Entwicklung digitaler Tools und Prozessoptimierungen an der Schnittstelle von Recht und Technologie. Zudem ist er aktiv im Legal Tech Lab Cologne mit Projekten, die Strategie, Produktentwicklung und digitale Innovation verbinden.

Hannah-Rebecca Blaß ist Juristin und wissenschaftliche Mitarbeiterin bei SKRADDE Rechtsanwälte, mit den Schwerpunkten Legal Tech, Mediation und allgemeines Zivilrecht. Sie verfügt über Praxiserfahrung in Kanzleien und Steuerberatungen mit Erfahrung an der Schnittstelle zwischen Recht, Wirtschaft und Startups. Sie ist Mediatorin (IMK/EHV) und wurde bei Legal- und GovTech-Hackathons mehrfach ausgezeichnet.

Dr. Simon Knutzen ist Data Engineer, Software Developer und Solution Architect mit mehr als zehn Jahren Erfahrung in der Entwicklung von Data Driven Software Solutions, Datenplattformen und Automatisierungslösungen.

Duc Kieu ist Student der Wirtschaftsinformatik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Arbeitet als Werkstudent im Bereich Cloud-Entwicklung.

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